GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
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Der Zusammenschluss
Innerhalb der Belegschaft gab es durchaus Vorbehalte gegenüber den Kollegen auf der anderen Seite der Förde. Übernimmt jetzt das Institut für Meereskunde das Geomar oder umgekehrt? Wird es durch die Fusion zum Abbau von Arbeitsplätzen kommen? Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren skeptisch und verunsichert. Peter Herzig nahm die Herausforderung an. Er meldete das neugegründete Institut gleich zur Begutachtung in der Leibniz-Gemeinschaft an. Keinen „Welpenschutz“, sondern voll ins Risiko, lautete die Devise. Denn die Regeln bei Leibniz sind streng: Eine schlechte Begutachtung kann sogar die Schließung der Einrichtung nach sich ziehen, wie damals Beispiele zeigten. Doch das IFM-GEOMAR präsentierte sich als wissenschaftliche Einheit mit einer sehr guten Leistung, wie das internationale Gutachtergremium attestierte.
„Meeresforschung Plus“
Der nächste große Erfolg, an dem das IFM-GEOMAR unter Peter Herzigs Leitung substantiell beteiligt war, war der Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“. Aus dem naturwissenschaftlichen Kern am IFM-GEOMAR gemeinsam mit Partnern an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, dem Institut für Weltwirtschaft und der Muthesius Kunsthochschule wurde ein Konzept entwickelt, um Fragestellungen mit einem meereswissenschaftlichen Kern in einem interdisziplinären Kontext besser und umfassender zu beleuchten und zu beantworten. Ob Fischbestände, Marine Ressourcen oder Fragestellungen zum Klimasystem, der Cluster widmete sich mehr als 10 Jahre lang immer wieder den großen Themen rund um die Ozeane. Dies führte zu einer Stärkung der Kieler Meeresforschung und auch zu personellen Zuwächsen am Institut.
Die Mitarbeiterzahl erhöhte sich von anfänglich 400 Köpfen auf fast 1000 und ließ die allermeisten Kritiker der Fusion verstummen.
Netzwerke und neue Allianzen
Peter Herzig suchte von Anfang an den Kontakt zu Politik und Wirtschaft, ob im Land oder beim Bund. Dies zeigt sich nicht nur durch die zahllosen Besuche von hochrangigen Entscheidungsträgern, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck. Schon 2004 engagierte sich Peter Herzig in der von Heide Simonis initiierten Landesinitiative „Zukunft Meer“ auch für eine engere Vernetzung maritimer Themen in Schleswig-Holstein. Es folgte die Gründung des Konsortiums Deutsche Meeresforschung als Interessensvertretung und Strategiegruppe auf nationaler Ebene. Auf internationaler Ebene begründete Peter Herzig mit der G3 Gruppe der führenden europäischen Meeresforschungszentren aus IFM-GEOMAR, NOC und Ifremer eine strategische Allianz auf europäischer Ebene.
Wachstum und Ausbau
Von Beginn an waren Peter Herzig zwei Projekte besonders wichtig. Zum einen war er der Überzeugung, dass das Institut nicht nur inhaltlich, sondern auch räumlich zu einer Einheit werden musste, damit die Fusion wirklich ein Erfolg werden kann. Zum anderen war es ihm immer wichtig, dass die Forschenden auch auf eine leistungsfähige und zeitgemäße Infrastruktur zurückgreifen konnten. Dazu gehören moderne Forschungsschiffe, aber auch Großgeräte, analytische Kapazitäten sowie eine zeitgemäße digitale Infrastruktur. Zunächst holte Peter Herzig das Forschungstauchboot JAGO aus dem bayrischen Seewiesen an die Förde, dann überzeugte er das Land Schleswig-Holstein, einen ferngesteuerten Tiefseeroboter mit einer Tauchtiefe von 6.000 Metern zu finanzieren. Richtungsweisend war bald nach der Fusion das Technik- und Logistikzentrum am Ostufer gegründet worden, sodass das seegehende Equipment und die dafür notwendigen personellen Kapazitäten auch räumlich zusammengefasst werden konnten.
Auch wenn die in seiner Amtszeit in Dienst gestellten Forschungsschiffe MARIA S. MERIAN und SONNE nicht in Kiel beheimatet wurden, hat Peter Herzig sich stets für eine Erneuerung der Deutschen Forschungsflotte eingesetzt, zumal das Institut einer der Hauptnutzer auf den großen, global operierenden Schiffen ist. Bundeskanzlerin Angela Merkel versprach bei Ihrem Besuch am GEOMAR einen Ersatz für die POSEIDON. Aus verschiedenen Gründen konnte dieser Neubau, der auch die METEOR ersetzen und den Heimathafen Kiel bekommen wird, noch nicht realisiert werden.
Ein zentraler Campus für das GEOMAR
Das zweite Großprojekt betrifft die räumliche Zusammenführung des Instituts. Dies war eine der ersten Forderungen, mit denen Peter Herzig sich an die Finanzierungsgeber wandte. Schon vor mehr als zehn Jahren konkretisierten sich die Planungen für einen Erweiterungsneubau, aber mit dem Wechsel des GEOMAR in die Helmholtz-Gemeinschaft im Jahr 2012 wurden die Karten noch einmal neu gemischt, was die Realisierung verzögerte. In einer Besprechung sagte Peter Herzig einmal etwas scherzhaft „Bitte vergessen Sie nicht, mich zur Eröffnung einzuladen, wenn ich dann schon im Ruhestand bin“. So wird es jetzt kommen, und ja, natürlich wird Peter Herzig eingeladen, wenn wir den Erweiterungsneubau eröffnen. Versprochen!
Aufstieg zum Helmholtz-Zentrum
Der Wechsel in die Helmholtz-Gemeinschaft war für Peter Herzig ein weiteres einschneidendes Ereignis in seiner Amtszeit. Auch wenn es von forschungspolitischer Seite schon früher Überlegungen gab, ob es sinnvoll sein könnte, das IFM-GEOMAR als damalig größtes Institut der Leibniz-Gemeinschaft in die Helmholtz-Gemeinschaft zu überführen, kam die Entscheidung im Sommer 2010 sehr überraschend. Der Wechsel erfolgte dann im Januar 2012, wenig Vorlauf für einen Prozess, der sehr viel mehr beinhaltet als den Wechsel der Grundfinanzierung von 50/50 auf einen 90/10 Schlüssel des Anteils von Bund und Land. Keine einfache Aufgabe für Peter Herzig, der insbesondere für eine auskömmliche Grundfinanzierung für das GEOMAR kämpfte.
2018 wurde dann im Rahmen der Begutachtungen zur vierten Periode der Programmorientierten Förderung der Helmholtz-Gemeinschaft dem GEOMAR noch einmal eine Position unter den Top 5 der Meereforschungseinrichtungen weltweit attestiert.
Sicher ist all dies nicht der alleinige Verdienst von Peter Herzig. Aber mit seiner Führungskraft und Weitsicht hat er in den letzten 17 Jahren sehr viel für die Meeresforschung am GEOMAR, in Schleswig-Holstein, Deutschland und darüber hinaus bewegt. Respekt vor dieser Leistung, Danke und alles Gute, lieber Meeresprofessor!
Andreas Villwock