GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Wischhofstr. 1-3
24148 Kiel
Für Medienanfragen erreichen Sie uns am besten per E-Mail unter media(at)geomar.de
Anfragen zu Veranstaltungen richten Sie bitte an outreach(at)geomar.de
Erste Hochrechnungen hatten bereits ergeben, dass diese Leckagen eine dominante Quelle für Methan in der Nordsee ausmachen könnten – eine Annahme, die die neue Studie des GEOMAR mit breiterer Datengrundlage untermauert. „Wir haben Untersuchungen an weiteren Bohrlöchern mit umfangreichen seismischen Daten verbunden. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass jährlich tausende Tonnen Methan an alten Bohrlöchern am Nordseeboden austreten“, sagt Dr. Christoph Böttner, der die Studie im Rahmen seiner Doktorarbeit als Hauptautor veröffentlichte.
Die Forscherinnen und Forscher konnten während einiger Expeditionen mit FS POSEIDON in 2017 und 2019 an 28 von 43 direkt untersuchten Bohrlöchern Gasleckagen nachweisen. „Offenbar sorgt die Störung des Untergrundes durch das Bohren dafür, dass das Gas entlang des Bohrlochs zum Meeresboden aufsteigen kann“, erklärt Dr. Matthias Haeckel vom GEOMAR, Leiter der Studie. Außerdem nutzte das Team verfügbare seismische Industrie-Daten aus dem britischen Teil der Nordsee, um weitere Aussagen über die sich darin befindlichen Bohrlöcher treffen zu können. „Das Gebiet, das wir dabei insgesamt abgedeckt haben, umfasst 20.000 Quadratkilometer, also ungefähr die Fläche von Sachsen-Anhalt. Darin befinden sich 1.792 Bohrlöcher, von denen wir Informationen haben.“ Allein in diesem Bereich der Nordsee können pro Jahr zwischen 900 und 3.700 Tonnen Methan aus dem Meeresboden austreten. In der gesamten Nordsee existieren mehr als 15.000 Bohrlöcher.
Im Meerwasser wird Methan normalerweise mikrobiell abgebaut. In der Nordsee liegt aber etwa die Hälfte der Bohrlöcher in so geringen Wassertiefen, dass ein Teil des austretenden Methans die Atmosphäre erreichen kann. „Die Quellen und Senken von Methan sind immer noch mit großen Unsicherheiten behaftet. Um die Gründe für die ansteigenden Methankonzentrationen in der Atmosphäre besser zu verstehen und auch hier Gegenmaßnahmen einzuleiten, ist es wichtig, die einzelnen anthropogenen Beiträge verlässlich zu kennen“, resümiert Dr. Haeckel.