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Ölförderplattform in der Nordsee. Foto: Peter Linke / GEOMAR
2012 und 2013 haben Kieler Forscherinnen und Forscher Methanaustrittsstellen rund um alte Bohrlöcher in der zentralen Nordsee gefunden. Foto: ROV-Team / GEOMAR
Verteilung der Bohrlöcher auf die ausschließlichen Wirtschaftszonen von Großbritannien (blau), Norwegen (rot), Dänemark (gelb), Deutschland (schwarz) und den Niederlanden (orange). Seit den 1970er Jahren wurden für die Öl- und Gasförderung mehr als 15.000 Bohrlöcher in der Nordsee angelegt. Liegen sie in der Nähe von flachen Gastaschen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass lange nach Ende der Förderung rund um das Bohrloch Methan aus dem Meeresboden austritt. Grafik: Christoph Böttner / GEOMAR
Anhand von Untersuchungen direkt am Meeresboden war es möglich, die Menge des austretenden Gases zu bestimmen. Foto: ROV-Team / GEOMAR

Gasleckagen in der Nordsee

Studie untersucht Methanaustritt um alte Bohrlöcher

Es blubbert in der Nordsee – und zwar da, wo früher nach Öl oder Gas gebohrt wurde. Das ist Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vom GEOMAR bereits 2012 und 2013 bei Expeditionen zu Öl- und Gaslagerstätten in der zentralen Nordsee aufgefallen. Bei dem Gas, das dort aufsteigt, handelt es sich um Methan, das aus flachen Gastaschen austritt, die weniger als 1.000 Meter tief im Meeresboden liegen. Methan, das zweitwichtigste Treibhausgas, das unkontrolliert ins Meer gelangt – ein Anlass zur Sorge? Um das beurteilen zu können, muss zunächst das Ausmaß der Gasleckagen untersucht werden. Damit beschäftigt sich eine neue Studie des GEOMAR, die im International Journal of Greenhouse Gas Control erschienen ist.

Erste Hochrechnungen hatten bereits ergeben, dass diese Leckagen eine dominante Quelle für Methan in der Nordsee ausmachen könnten – eine Annahme, die die neue Studie des GEOMAR mit breiterer Datengrundlage untermauert. „Wir haben Untersuchungen an weiteren Bohrlöchern mit umfangreichen seismischen Daten verbunden. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass jährlich tausende Tonnen Methan an alten Bohrlöchern am Nordseeboden austreten“, sagt Dr. Christoph Böttner, der die Studie im Rahmen seiner Doktorarbeit als Hauptautor veröffentlichte.
Die Forscherinnen und Forscher konnten während einiger Expeditionen mit FS POSEIDON in 2017 und 2019 an 28 von 43 direkt untersuchten Bohrlöchern Gasleckagen nachweisen. „Offenbar sorgt die Störung des Untergrundes durch das Bohren dafür, dass das Gas entlang des Bohrlochs zum Meeresboden aufsteigen kann“, erklärt Dr. Matthias Haeckel vom GEOMAR, Leiter der Studie. Außerdem nutzte das Team verfügbare seismische Industrie-Daten aus dem britischen Teil der Nordsee, um weitere Aussagen über die sich darin befindlichen Bohrlöcher treffen zu können. „Das Gebiet, das wir dabei insgesamt abgedeckt haben, umfasst 20.000 Quadratkilometer, also ungefähr die Fläche von Sachsen-Anhalt. Darin befinden sich 1.792 Bohrlöcher, von denen wir Informationen haben.“ Allein in diesem Bereich der Nordsee können pro Jahr zwischen 900 und 3.700 Tonnen Methan aus dem Meeresboden austreten. In der gesamten Nordsee existieren mehr als 15.000 Bohrlöcher.
Im Meerwasser wird Methan normalerweise mikrobiell abgebaut. In der Nordsee liegt aber etwa die Hälfte der Bohrlöcher in so geringen Wassertiefen, dass ein Teil des austretenden Methans die Atmosphäre erreichen kann. „Die Quellen und Senken von Methan sind immer noch mit großen Unsicherheiten behaftet. Um die Gründe für die ansteigenden Methankonzentrationen in der Atmosphäre besser zu verstehen und auch hier Gegenmaßnahmen einzuleiten, ist es wichtig, die einzelnen anthropogenen Beiträge verlässlich zu kennen“, resümiert Dr. Haeckel.

Ölförderplattform in der Nordsee. Foto: Peter Linke / GEOMAR
Ölförderplattform in der Nordsee. Foto: Peter Linke / GEOMAR
2012 und 2013 haben Kieler Forscherinnen und Forscher Methanaustrittsstellen rund um alte Bohrlöcher in der zentralen Nordsee gefunden. Foto: ROV-Team / GEOMAR
2012 und 2013 haben Kieler Forscherinnen und Forscher Methanaustrittsstellen rund um alte Bohrlöcher in der zentralen Nordsee gefunden. Foto: ROV-Team / GEOMAR
Karte mit der Verteilung der Bohrlöcher in der Nordsee. Grafik: Christoph Böttner / GEOMAR
Verteilung der Bohrlöcher auf die ausschließlichen Wirtschaftszonen von Großbritannien (blau), Norwegen (rot), Dänemark (gelb), Deutschland (schwarz) und den Niederlanden (orange). Seit den 1970er Jahren wurden für die Öl- und Gasförderung mehr als 15.000 Bohrlöcher in der Nordsee angelegt. Liegen sie in der Nähe von flachen Gastaschen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass lange nach Ende der Förderung rund um das Bohrloch Methan aus dem Meeresboden austritt. Grafik: Christoph Böttner / GEOMAR
Anhand von Untersuchungen direkt am Meeresboden war es möglich, die Menge des austretenden Gases zu bestimmen. Foto: ROV-Team / GEOMAR
Anhand von Untersuchungen direkt am Meeresboden war es möglich, die Menge des austretenden Gases zu bestimmen. Foto: ROV-Team / GEOMAR
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