GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
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„Die Suche nach den Ursachen ist sehr schwierig. Denn die Spuren der Rutschungen sind unter mehreren hundert oder tausend Metern Wasser verborgen. Und die Schicht, in der der Hang zuerst nachgibt, wird beim Erdrutsch meist zerstört“, erklärt Dr. Morelia Urlaub, Erstautorin der Geology-Studie, die sich mit einer fossilen Rutschung vor dem Cap Blanc in Mauritanien beschäftigte. Dort waren Teile des Hanges glücklicherweise noch intakt. Genau dort hatte in den 1980er Jahren das Ocean Drilling Program (heute: International Ocean Discovery Program) eine Bohrung vorgenommen.
Die Kombination dieser Proben mit seismischen Daten zeigte, dass der Hang genau dort nachgab, wo Schlamm aus den Überresten von Diatomeen von einer Tonschicht überlagert wurde. „Genau diese Abfolge finden wir häufiger vor Westafrika, wo auch zahlreiche Spuren von Hangrutschungen bekannt sind. Wir nehmen an, dass sie auch für andere Rutschungen in der Region verantwortlich ist“, sagt Morelia Urlaub.
Dr. Judith Elger, Erstautorin der Nature-Communications-Studie, beschäftigte sich dagegen mit der verbreiteten Theorie, dass Gashydrate im Meeresboden in Folge einer Erwärmung instabil werden und so Hangrutschungen verursachen. „Doch es gibt eine Ungereimtheit. Wenn steigende Wassertemperaturen Gashydrate destabilisieren, dann zuerst im oberen Bereich der Kontinentalhänge. Die meisten Rutschungen, deren Spuren wir kennen, wurden tiefer ausgelöst“, erklärt Elger.
Im Rahmen ihrer Doktorarbeit hat sie sich seismische Daten der Hinlopen-Rutschung nördlich von Spitzbergen angesehen und Vorgänge im Meeresboden in einem Computermodell nachvollzogen. Dabei kam heraus, dass Gashydrate eine feste, undurchlässige Schicht im Meeresboden bilden können. Darunter sammeln sich freies Gas und Flüssigkeiten. Es entsteht ein Überdruck, bis die Hydratschicht nicht mehr standhält. In den entstehenden Rissen steigen freies Gas und Flüssigkeiten schnell Richtung Meeresboden auf. Dort treffen sie auf weniger stabiles Sediment und setzen es in Bewegung. „Dieser klimatisch unabhängige Prozess ist bei der Hinlopen-Rutschung eine realistische Möglichkeit“, so Dr. Elger.
Doch noch sind viele Fragen offen und nicht alle Prozesse bekannt, die zu Rutschungen im Meer führen können. „Wegen der Gefahren, die von ihnen auch für Menschen ausgehen, ist es wichtig, dass wir das Phänomen besser verstehen. Deshalb sind Hangrutschungen für uns ein Schwerpunkt, den wir am GEOMAR in enger Kooperation unter anderem mit der Arbeitsgruppe von Professor Sebastian Krastel an der Uni Kiel bearbeiten“, erklärt Dr. Urlaub.
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