GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Wischhofstr. 1-3
24148 Kiel
Für Medienanfragen erreichen Sie uns am besten per E-Mail unter media(at)geomar.de
Anfragen zu Veranstaltungen richten Sie bitte an outreach(at)geomar.de
Es ist das Jahr 1989: Deutsche Ozeanforscher führen ein einzigartiges Experiment durch. Sie pflügen in einem etwa elf Quadratkilometer großen Gebiet den Meeresboden vor der Küste von Peru um. Dabei entfernen sie Manganknollen, wirbeln Sediment auf, zerstören im kleinen Rahmen auch Lebensgemeinschaften – sie simulieren Tiefseebergbau. Das alles dient einem wissenschaftlichen Zweck, denn die Wissenschaftler wollen herausfinden, welche ökologischen Folgen der Manganknollen-Abbau hätte, wie lange es dauert, bis sich die Region davon erholt und wie ein nachhaltiges Management der Tiefseeressourcen möglich wäre.
Seit dem sind die Forscher mittlerweile sechs Mal ins DISCOL-Gebiet (Disturbance and Recolonization Experimental Area) zurückgekehrt. Viermal davon zwischen 1989 und 1996, zweimal dieses Jahr. Auf den Expeditionen SO242/1 (siehe auch GEOMAR Newsletter 03/2015) und SO242/2 mit dem Forschungsschiff SONNE waren Wissenschaftler vom GEOMAR, AWI, MARUM, MPI für Marine Mikrobiologie und dem Senckenberg am Meer Institut beteiligt.
Auf dieser jüngsten Fahrt waren außerdem einige Großgeräte vom GEOMAR mit an Bord. Mit Hilfe des autonomen Unterwasserfahrzeugs ABYSS konnten die Forscher hochauflösende Karten der Pflugspuren und Manganknollendichte sowie der Besiedelung des Gebietes durch sogenannten Schlüsselarten gewinnen. Auch das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug ROV KIEL 6000 konnte am Meeresboden zur Forschungsarbeit beitragen: Es sammelte gezielt Proben von Organismen, führte Experimente zur Toxizität von metallischen Schlämmen durch und machte hochaufgelöste Videoaufnahmen vom Tiefseeboden. Außerdem konnten Tausende von Fotos vom Meeresboden, sowohl aus dem gestörten Gebiet als auch von unangetasteten Vergleichsregionen, und Hunderte Proben für chemische und biologische Analysen gewonnen werden.
„Unsere ersten Ergebnisse zeigen, dass das Entfernen der Manganknollen die Verteilung der Organismen am Meeresboden verändert hat“, so Prof. Dr. Antje Boetius vom Alfred-Wegner-Institut, Fahrtleiterin des zweiten Abschnitts. Neben dem Entfernen der Manganknollen ist auch das Entstehen einer Sedimentwolke beim „Abbau“ ein weiterer Faktor, der einen Einfluss auf die Lebensgemeinschaften am Meeresboden hat. Diese Schlammwolken können mit den Strömungen in der Tiefsee verdriften und so potentiell Organismen außerhalb des eigentlichen Abbaugebietes beeinflussen. Wie genau sich dieser Prozess auswirkt, das ist nur eine der Analysen, welche die Wissenschaftler noch durchführen müssen. Denn bisher ist noch nicht geklärt, ob solche Sedimentwolken auch giftige Metalle transportieren. Wenn das der Fall wäre, könnten Filtrierer, also Lebewesen wie Korallen, die ihre Nahrung aus dem Wasser filtrieren, davon beeinflusst werden.
Dr. Matthias Haeckel vom GEOMAR, Koordinator des JPI-Oceans Projekts „Ecologiocal Aspects of Deep-Sea Mining“, fasst zusammen: „Auch wenn wir noch viele Analysen nach unseren Expeditionen durchführen werden, motiviert es uns besonders, dass unsere Ergebnisse direkt in zukünftige Regelungen zum Schutz der Tiefseeumwelt einfließen. Das schließt die Planung von Schutzgebieten und die Verbesserung von Abbautechnologien zur Verringerung der Auswirkungen eines möglichen Abbaus mit ein.“
Das Projekt JPI Oceans – Ecological Aspects of Deep-Sea Mining:
https://jpio-miningimpact.geomar.de
Mehr:
www.geomar.de/n4116
Blog:
www.oceanblogs.org/oceannavigator/category/rv-sonne