GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Wischhofstr. 1-3
24148 Kiel
Für Medienanfragen erreichen Sie uns am besten per E-Mail unter media(at)geomar.de
Anfragen zu Veranstaltungen richten Sie bitte an outreach(at)geomar.de
Mit ihren Nachwuchspreisen fördert die Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung exzellente wissenschaftliche Arbeiten und herausragendes Engagement im Wissenstransfer am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr sechs junge Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Dynamik des Ozeanbodens, Marine Biogeochemie sowie Ozeanzirkulation und Klimadynamik. Die Auszeichnungen sind mit einem Preisgeld von je 2.500 Euro dotiert.
„Die Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung ist ein unverzichtbarer Partner in der Förderung der nächsten Generation von Forschenden. Die Preise würdigen nicht nur herausragende wissenschaftliche Arbeiten, sondern auch den Einsatz für den Wissenstransfer und die internationale Zusammenarbeit. Wir gratulieren den Ausgezeichneten herzlich zu ihrem Erfolg und danken der Stiftung für ihre kontinuierliche Unterstützung“, betont Professorin Dr. Katja Matthes, Direktorin des GEOMAR.
Dr. Christian Zöllner, Geschäftsführer und stellvertretender Vorsitzender der Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung, unterstrich: „Die von uns ausgezeichneten Arbeiten zeigen eindrucksvoll, wie Grundlagenforschung und innovative Ansätze zur Lösung globaler Herausforderungen beitragen können. Wir sind stolz darauf, junge Forscherinnen und Forscher zu fördern, deren Erkenntnisse die Wissenschaft voranbringen und Impulse für den Schutz und das Verständnis des Ozeans liefern.“
Die Preisträger:innen und ihre Arbeiten im Überblick
Petersen-Promotionspreise
Nominiert von Prof. Dr. Peter Brandt (FB1):
Mareike Körner untersucht in ihrer Arbeit die saisonale Variabilität der Nährstoffversorgung und deren Einfluss auf die Produktivität im tropischen Auftriebsgebiet vor der Küste Angolas. Sie ist eine seefahrende Physikalische Ozeanografin, die sich auf die Erhebung und Auswertung von Daten aus Forschungsexpeditionen spezialisiert hat. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit war die Analyse von Vermischungsdaten, die eine neue Erklärung für die Planktonblüte vor Angola ermöglichte. In diesem Gebiet spielt der Wind keine treibende Rolle für den Auftrieb. Stattdessen werden die Nährstoffe durch das Zusammenwirken von äquatorial angeregten Wellen und Gezeitenvermischung auf dem Schelf an die Oberfläche transportiert. Mit ihrer Arbeit hat Mareike Körner eine Grundlage für Vorhersagen von Beginn und Intensität jahreszeitlicher Planktonblüten vor Angola geschaffen. Nach Abschluss ihrer Doktorarbeit wechselte sie an die Oregon State University, USA.
Nominiert von Prof. Dr. Anja Engel (FB2):
Die Doktorarbeit von Theresa Bartelmeß untersucht, wie biogeochemische Prozesse in der dünnen Oberflächenschicht des Ozeans („sea surface microlayer“) den Austausch von Gasen und Partikeln zwischen Ozean und Atmosphäre beeinflussen. Sie fand heraus, dass die biomolekulare Zusammensetzung des Oberflächenfilms je nach Tages- und Jahreszeit variiert und dadurch die Gasaustauschraten beeinflusst. Mithilfe der kleinskaligen Auflösung der biogeochemischen Zusammensetzung im Oberflächenozean konnten so neue Erkenntnisse und Erklärungsansätze für globale, klimarelevante Phänomene wie den Gasaustausch oder die Aerosolbildung gewonnen werden.
Nominiert von Prof. Dr. Klaus Wallmann (FB2):
Michael Fuhr hat in seiner Doktorarbeit das Potenzial von „Enhanced Benthic Weathering“ (EBW), also einer forcierten Gesteinsverwitterung am Meeresboden, als Strategie zur Entfernung großer Kohlendioxid-Mengen aus der Atmosphäre untersucht. Dabei wird Kalk am Meeresboden ausgestreut, um Kohlendioxid in klimaneutrales Hydrogenkarbonat zu verwandeln. Seine Arbeit umfasste Experimente mit Ostsee-Sedimenten, Modellierungen sowie eine wirtschaftliche Bewertung dieser Methode.
Nominiert von Prof. Dr. Christian Berndt (FB4):
Michel Kühn hat in seiner Dissertation die geologischen Prozesse untersucht, die die Stabilität von unterseeischen Vulkanen kontrollieren. Durch die Integration von dreidimensionalen seismischen Daten und Bohrlochmessungen konnte er zeigen, dass vulkanische Hangrutschungen die Flanken von Ozeaninseln für viele Jahrtausende destabilisieren und somit vorgeben, wo die nächsten Rutschungen stattfinden werden. Dies hat hohe Relevanz für die Einschätzung von Naturgefahren wie Tsunamis und Vulkanausbrüchen und erklärt, warum einige unterseeische Hänge immer wieder an der gleichen Stelle abreißen, während andere stabil bleiben.
Petersen-Wissenstransfer-Preis
Nominiert von Prof. Dr. Morelia Urlaub (FB4):
Séverine Furst erhält für ihr herausragendes Engagement im Wissenstransfer und ihre transdisziplinäre Arbeit den Petersen-Wissenstransfer-Preis. Als Postdoc am GEOMAR forscht sie an der Vorhersage von Ort und Zeitpunkt vulkanischer Eruptionen durch numerische Modelle, die Gesteinsbrüche und Magmaströmungen simulieren. Während eines Forschungsaufenthalts in Indonesien 2024 arbeitete sie mit lokalen Forschenden an der Integration ihrer Modelle in Frühwarnsysteme und zeigte bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und Engagement.
Als Leiterin des EngageCom-Projekts WAVES (underWater geohAzards: Volcanoes, Earthquakes and tSunamis) entwickelte sie ein 3D-Modell eines Vulkans, um geowissenschaftliche Prozesse verständlich zu machen, z. B. bei öffentlichen Veranstaltungen und im „Rent-a-Scientist“-Programm. Zudem engagierte sie sich auf politischer Ebene, etwa bei einer Delegation im Europäischen Parlament, und vertiefte ihre Fähigkeiten in Wissenschaftskommunikation beim Helmholtz-Programm „Bridging Spheres“. Dr. Furst verbindet exzellente Forschung mit wirkungsvollem Wissenstransfer.
Petersen-Austauschstipendium
Nominiert von Prof. Dr. Andreas Oschlies. (FB2):
Dr. Tianfei Xue wird einen Forschungsaufenthalt an der Universität Bern in der Schweiz verbringen. Der Austausch dient der Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe für Klima- und Umweltphysik zu Fragen der Modellierung von planktischen Ökosystemen in der Arktis. Damit erweitert sie ihr wissenschaftliches Portfolio nach ihren erfolgreichen Modellierarbeiten zur Planktondynamik im Auftriebsgebiet vor Peru und zum Südlichen Ozean um eine weitere Region, die vom Klimawandel besonders stark betroffen ist. Ein weiterer Schwerpunkt der Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe in Bern ist die Modellierung der vertikalen Migration von Zooplankton. Die aus dieser Zusammenarbeit gewonnenen wissenschaftlichen Einblicke und Fachkenntnisse sollen auch ihren DFG-Antrag stärken, der eine mechanistische Untersichtung der biogeochemischen Auswirkungen vertikaler Wanderungsmuster von Zooplankton und deren potenzielle Verschiebungen im Klimawandel zum Ziel hat. Die Einreichung des Antrags ist für Anfang 2025 geplant.