Farbenfroh und wunderschön: Viele Arten in der Dämmerungszone sind noch unerforscht. Foto: Karen Osborn, Smithsonian

Um Licht in die noch geheimnisvolle Dämmerungszone des Ozeans zu bringen, forschen Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Norwegen und Portugal gemeinsam in dem Projekt TWILIGHTED. Foto: Karen Osborn, Smithsonian

Um die Nahrungsnetze in der Tiefsee zu untersuchen, wurde während der Expedition "Jellyweb Madeira" ein Tiefsee-Lander mit Ködern in 1500 Metern Tiefe ausgesetzt. Die Daten der Ausfahrt werden jetzt auch als Material zur Unterstützung der Ausbildung im Rahmen von TWILIGHTED genutzt. Foto ROV-PHOCA-Team GEOMAR

Licht in die Dämmerungszone des Ozeans bringen

EU-Twinning-Projekt untersucht Nahrungsnetze der Tiefsee um Madeira

24.10.2024/Kiel/Funchal. Mit einem Kick-Off-Meeting in Funchal, Madeira, ist gestern das EU-Twinning-Projekt TWILIGHTED gestartet. Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel wird darin in den kommenden drei Jahren als deutscher Partner gemeinsam mit Institutionen aus Norwegen und Portugal die Dämmerungszone bis in die tiefe Tiefsee rund um die Insel Madeira erforschen. Gleichzeitig soll die Meeresforschung auf Madeira gestärkt und eine langfristige Partnerschaft mit dem portugiesischen Institut aufgebaut werden. TWILIGHTED wird von der EU im Rahmen von Horizont Europa mit 1,5 Millionen Euro gefördert.

Je tiefer man ins Meer abtaucht, desto weniger Sonnenlicht dringt durch das Wasser. Zwischen 200 und 1.000 Metern Tiefe ist noch ein wenig Restlicht vorhanden, weshalb man diese Zone „Twilight Zone“ nennt. Zum Leben in der Dämmerungszone gehören mikroskopisch kleine Bakterien und winzige Tiere, das sogenannte Zooplankton, viele gallertartige Arten wie Quallen sowie Fische, Tintenfische und tief tauchende Wale. „Das Leben in der Twilight Zone ist noch weitgehend unerforscht, insbesondere die komplexen Nahrungsnetze und die Vielfalt der Arten“, sagt Dr. Jan Dierking, Meeresbiologe am GEOMAR und Spezialist für Marine Nahrungsnetze. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Henk-Jan Hoving, Leiter der Gruppe Tiefseebiologie am GEOMAR, wird er im Rahmen von TWILIGHTED dieses Ökosystem genauer untersuchen.

Kick-off für EU-Twinning-Projekt auf Madeira

TWILIGHTED ist ein Twinning-Projekt, das von der Europäischen Union (EU) im Rahmen von Horizont Europa mit 1,5 Millionen Euro gefördert wird. Gestern wurde es mit einem Kick-Off-Meeting in Funchal, Madeira, gestartet. Der Name steht für Twinning Laboratory for an Innovative Global Hub to Explore the Deep (Twinning-Labor für ein innovatives, globales Zentrum zur Erforschung der Tiefe). Bei den Twinning-Projekten habdelt es sich um länderübergreifende Partnerschaftsprojekte, in denen Forschungseinrichtungen aus wirtschaftlich weniger entwickelten Regionen Europas vom Kompetenztransfer führender Forschungsinstitute profitieren. Im Rahmen von TWILIGHTED werden das GEOMAR und die Norges Teknisk-Naturvitenskapelige Universitet (NTNU, Norwegen) eng mit dem Meeresforschungsinstitut MARE Madeira (ARDITI, Portugal) zusammenarbeiten. 

Expedition „Jellyweb Madeira“ bietet Datengrundlage

Im Vorfeld des Projekts, im Februar und März 2024, hat die Expedition MSM126 „Jellyweb Madeira“ mit dem großen deutschen Forschungsschiff MARIA S. MERIAN bereits die Unterwasserlebensräume rund um Madeira untersucht. Dabei kamen unter anderem der Unterwasserroboter ROV PHOCA, verschiedene Kamerasysteme und Netze sowie ozeanographische Sensoren zum Einsatz. „Unsere Proben und Datensätze aus der Expedition stehen nun neben der wissenschaftlichen Nutzung auch als Material zur Unterstützung der Ausbildung im Rahmen von TWILIGHTED zur Verfügung“, sagt Dr. Dierking.

Kreative Ideen für kostengünstige Tiefsee-Technologien

Für die Tiefseeforschung auf Madeira wird es insbesondere darum gehen, einfachere und kostengünstige Technologien zu entwickeln, die auch von kleinen Schiffen aus eingesetzt werden können. Daneben ist ein Ziel, die Partner mit der Technologie und den Datenverarbeitungssystemen vertraut zu machen, die am GEOMAR verwendet werden. Dafür wird es einen engen Austausch mit dem Technologie- und Logistikzentrum (TLZ) sowie den GEOMAR-Teams für Daten- und Probenmanagement geben. Im Sommer 2025 werden Forschende von Madeira ans GEOMAR kommen, um in modernen Analysemethoden wie e-DNA-Probenahme und -Analyse, Dateninterpretation und Nahrungsnetzanalyse mit stabilen Isotopen geschult zu werden. Ein weiteres wichtiges Thema ist das Sammeln und Kuratieren von Bildern und Bilddaten.

Madeira als Forschungsstandort stärken

Neben der Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen zielt das Projekt auch darauf ab, Madeira als Forschungsstandort zu stärken und die Tiefseeforschung in Portugal einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dies spiegelt sich in der Vision des Projektkoordinators Dr. João Canning-Clode, MARE-Madeira, wider, der glaubt, dass „das TWILIGHTED-Projekt den Beginn einer transformativen Reise für Portugal markiert, die Kreativität und den Einsatz kostengünstiger Technologien in der Tiefseeforschung fördert und die Rolle des Landes beim Verständnis und Schutz dieser lebenswichtigen Tiefsee-Ökosysteme neu definiert.“

 

Förderung:

Das Projekt TWILIGHTED (TWinning Laboratory for an Innovative Global Hub To Explore the Deep, Twinning-Labor für ein innovatives, globales Zentrum zur Erforschung der Tiefe) wird im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont Europa der Europäischen Union mit 1,5 Millionen Euro für drei Jahre finanziert (Fördervereinbarung Nr. 101158714).

Eine fast durchsichtige, leicht in regenbogenfarben schillernde Qualle schwimmt vor schwarzem Hintergrund

Farbenfroh und wunderschön: Viele Arten in der Dämmerungszone sind noch unerforscht. Foto: Karen Osborn, Smithsonian

Leicht durscheinende weißliche gallertartige flache runde Wesen vor schwarzem Hintergrund

Um Licht in die noch geheimnisvolle Dämmerungszone des Ozeans zu bringen, forschen Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Norwegen und Portugal gemeinsam in dem Projekt TWILIGHTED. Foto: Karen Osborn, Smithsonian

Ein rosafarbener aalartiger Fisch schwimmt zwischen den Metallbeinen eines Tiefseeforschungsgerätes

Um die Nahrungsnetze in der Tiefsee zu untersuchen, wurde während der Expedition "Jellyweb Madeira" ein Tiefsee-Lander mit Ködern in 1500 Metern Tiefe ausgesetzt. Die Daten der Ausfahrt werden jetzt auch als Material zur Unterstützung der Ausbildung im Rahmen von TWILIGHTED genutzt. Foto ROV-PHOCA-Team GEOMAR

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