Riffe sind komplexe Lebensgemeinschaften, deren langlebige Organismen, wie z. B. Korallen oder Muscheln hervorragende Archive zur Rekonstruktion vergangener Umweltbedingungen darstellen. Dies nicht nur in einem lokalen Kontext, sondern auch regional und global über einen weiten räumlichen und zeitlichen Rahmen. Die Tropen erhalten mehr als zwei Drittel der gesamten globalen Sonneneinstrahlung, und tropische Klima-Anomalien wie z.B. El Niño wirken sich auf das globale Klima aus. Korallenriffe kommen nahezu überall in den Flachwasserbreichen der tropischen Ozeane vor und bilden hochproduktive "Karbonatfabriken". Einzelne tropische Korallenkolonien, insbesondere deren massige Vertreter bilden jährliche Dichtebänder vergleichbar mit denen von Baumringen. Sie erreichen oft ein Alter von mehreren hundert Jahren. Ihr jährliches Wachstum wird in den Dichtebändern dokumentiert und ermöglicht so die Untersuchung geochemischer Parameter in saisonaler Auflösung, die in Zeiten vor der industriellen Entwicklung des 19. Jahrhunderts zurückreichen.
Die Verbreitung der Korallenriffe ist aber nicht nur auf die warmen Tropen beschränkt. Die so genannten Kaltwasserkorallen der höheren Breiten leben nicht – wie ihre tropischen Verwandten – in Symbiose mit Grünalgen und sind damit licht- und insbesondere weitestgehend tiefenunabhängig. Seit zwei Dekaden weiß man erst, dass diese Kaltwasserkorallen ebenfalls mächtige Riffkörper bilden und sich an fast allen Kontinentalrändern der Weltmeere in Wassertiefen zwischen 1000 und 40m finden. Kaltwasserkorallen sind ebenfalls ausgezeichnete Umweltarchive, deren Erschließung und Entwicklung ein zentrales Thema der Paläoozeanographie am GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel darstellt. Die Umweltparameter und grundlegenden Mechanismen, die das Vorkommen und die Verbreitung dieser Korallen steuern sind jedoch noch nicht ausreichend verstanden.
South Asian summer monsoon
Kaltwasserkorallen
Korallen als Klimaarchive - tropischer Atlantik