Munition im Meer
Neues GEOMAR-Projekt soll Umweltauswirkungen von marinen Munitions-Altlasten erforschen
Pressemitteilung des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume
„Das gefährliche Erbe der beiden Weltkriege rostet auch 70 Jahre nach Ende des letzten Krieges vor sich hin, führt immer wieder zu Unfällen und behindert den Ausbau erneuerbarer Energien. Das haben wir schon viel zu lange geduldet. Mit dem Wegschauen muss Schluss sein. Daher hat die Landesregierung gemeinsam mit Wissenschaft und Industrie Forschungsprojekte entwickelt und vorangetrieben, um diesem elenden Problem zu begegnen“, sagte Umweltminister Robert Habeck heute (5. April 2016) in Kiel, wo das Projekt zusammen mit Wirtschaftsminister Reinhard Meyer und GEOMAR-Direktor Prof. Dr. Peter Herzig vorgestellt wurde.Habeck fuhr fort: „UDEMM setzt die gemeinsamen Anstrengungen fort und ist ein entscheidender Schritt nach vorn. Das Projekt soll nicht nur die Auswirkungen für die Umwelt erfassen und untersuchen, sondern auch dafür Sorge tragen, dass künftige Räumungen umweltverträglich sind. Damit passt es ideal zur im Herbst gestarteten Entwicklung eines Roboters im Rahmen des Großprojekts RoBEMM.“
Nach den Worten von Prof. Herzig geht es bei dem Projekt unter anderem darum, Wissenslücken zu schließen, weil die Gefahren für Menschen und Umwelt, die von der Munition ausgehen, immer noch nicht vollständig abschätzbar seien. So sollen wissenschaftlich gesicherte Methoden als Werkzeuge eines Umwelt-Monitorings entwickelt werden. Ziel sei eine lückenlose Überwachung von munitionsbelasteten Meeresgebieten im generellen, aber auch vor und während einer Kampfmittelbeseitigung. Dabei sollen vor allem akzeptable Konzentrationen von Sprengstoff-typischen Verbindungen (STV) bestimmt werden. „Hier verzahnen wir uns eng mit dem RoBEMM-Projekt“, so Herzig. Bei RoBEMM wird ein Robotisches Unterwasser-Bergungs- und Entsorgungsverfahrens inklusive Technik zur Delaboration von Munition im Meeres-, Küsten- und Flachwasserbereich entwickelt.
Wirtschaftsminister Meyer betonte, dass die Munitions-Problematik bereits seit 2012 in der ressortübergreifenden Landesinitiative "Zukunft Meer" einen wichtigen Arbeitsschwerpunkt bildet: „Mit Unterstützung von Professor Herzig in seiner Rolle als Maritimer Koordinator der Landesregierung ist es uns allen gemeinsam gelungen, Forschungsgelder des Bundes in Höhe von rund 5,2 Millionen Euro für die beiden Projekte einzuwerben.“ Nach Meyers Überzeugung werden sich beide Vorhaben auch wirtschaftlich rentieren. „Eine sauberere Umwelt kommt jedem Bürger zu Gute und ein umweltfreundlicher Munitionsbergungsroboter wäre eine weltweit einmalige Technologie.“
Die Einschätzung teilt auch Dr. Jacek Bełdowski vom polnischen Meeresforschungsinstitut in Zoppot. Der Wissenschaftler koordiniert ein europäisches Verbundprojekt mit deutscher Beteiligung. Das Ziel: Die Entwicklung von einheitlichen Risikobewertungsmethoden für Versenkungsgebiete und somit ein weiterer Baustein auf dem Weg zur Lösung des Problems weit über Schleswig-Holstein hinaus.
Habeck betonte: „Versenkte Munition betrifft nicht nur Schleswig-Holstein: Weltweit wurde dieses unfassbare Entsorgungsverfahren über viele Jahrzehnte praktiziert. Entsprechend groß ist auch das Problem, und das Meer endet nicht an Grenzen.“ Eine internationale Zusammenarbeit sei daher unumgänglich und mit dem Startschuss des UDEMM-Projekts auf den Weg gebracht.
Hintergrund zu den Projekten
UDEMM wird über das Nationale Förderprogramm „Forschung für nachhaltige Entwicklung“ des Bundesforschungsministeriums mit Mitteln von 1,6 Millionen Euro gefördert. Koordiniert wird das Projekt vom GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung in Kiel, Partner sind das Institut für Ostseeforschung (IOW) in Warnemünde sowie die Christian Albrechts Universität (CAU) in Kiel. Es ist am 1. März 2016 gestartet und auf drei Jahre angelegt.
Das Projekt RoBeMM wurde von einem Entwicklungsverbund aus Industrie und Forschung unter Leitung der Heinrich Hirdes EOD Services GmbH und Beteiligung des Kieler GEOMAR mit Hilfe des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums entwickelt und wird mit rund 3,6 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Ziel des ebenfalls dreijährigen Projektes ist es, den Prototyp einer Maschine zu entwickeln, die am Meeresgrund Munition vollautomatisch unschädlich macht und umweltgerecht entsorgt.
Hintergrund zu Munition im Meer:
Noch immer lagern allein in deutschen Meeresgewässern mehr als 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition. Verladen auf einen Güterzug wäre dieser mehr als 3.000 Kilometer lang.
Die Landesregierung informiert über das Problem und über die Entwicklungen und Fortschritte bei seiner Lösung unter: www.munition-im-meer.de
Kontakt:
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