02.05.2013: Öffentliche Vortragsreihe "Gefahren aus dem Ozean"

Prof. Mojib Latif (GEOMAR): "Super El Ninos in einer sich erwärmenden Welt"

Der Klimawandel ist im vollen Gange. Doch was bedeutet er konkret? Gibt es möglichweise Kippunkte im System? Können unliebsame Überraschungen auf uns lauern? Dies wird anhand des El Niño Phänomens diskutiert.

Das El Niño (spanisch: "das Christkind") - Phänomen ist eine Störung der normalen Wechselwirkung zwischen Ozean und Atmosphäre, die ihren Ursprung im äquatorialen Pazifik hat und weit reichenden Einfluss auf das Wettergeschehen, und damit verbunden, die Ökologie und auch Ökonomie der betroffenen Länder nimmt.

El Niño - Ereignisse sind charakterisiert durch anormal hohe Temperaturen der oberen Wasserschichten (Englisch: Sea Surface Temperature oder SST) im östlichen und zentralen äquatornahen Pazifik (etwa vor Peru) und, im Gegensatz dazu, anormal niedriger SST im westlichen äquatornahen Pazifik, (etwa vor Australien und Indonesien).

Diese Anomalien in der Verteilung der im Ozean gespeicherten Wärme wirken zurück auf die atmosphärischen Zirkulationsmuster und äußern sich als abweichendes Wettergeschehen (Dürre bzw. extreme Regenfälle) in vielen Regionen der Erde. Auch wenn die Intensität von El Niño - Ereignissen während des das 20. Jahrhunderts stark geschwankt hat, waren sie in der Regel durch eine Abweichung der SST gegenüber normalen Jahren von weniger als 2° C im Jahresmittel gekennzeichnet.

Simulationen mit dem Kieler Klimamodell zeigen, dass im Zusammenhang mit der (anthropogenen) globalen Erwärmung extremere El Niño - Ereignisse auftreten könnten. Derartige "Super El Niños" sind durch Temperaturabweichungen der SST von bis zu 4° C, sowie sehr starke Rückkopplungseffekte mit dem Wettergeschehen gekennzeichnet, insbesondere durch extreme Verschiebungen in den Niederschlagsmustern. Die modellierten "Super El Niños" zeichnen sich außerdem durch ihre Beständigkeit aus, so dass zu befürchten ist, dass sie dramatische Folgen für die betroffenen Länder haben werden. "Super El Niños" hätten auch signifikante Auswirkungen auf das Wettergeschehen in Europa und Deutschland.


Prof. Mojib Latif ist Klimaforscher am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Leiter des Forschungsbereichs Ozeanzirkulation und Klimadynamik.

Die öffentliche Vortragsreihe "Gefahren aus dem Ozean – Wie können wir mit den Risiken umgehen und uns auf den Wandel an den Küsten vorbereiten?" beschäftigt sich mit der Erforschung von Erdbeben an Plattengrenzen, von Tsunamis, des Meeresspiegelanstiegs, von Flutereignissen und Stürmen sowie möglichen Anpassungsstrategien.

Veranstalter ist der Exzellenzcluster "Ozean der Zukunft"

Zeit: 2. Mai 2013  um 18:00 Uhr

Ort: AudiMax, Hörsaal C (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)


Weitere Vorträge im Rahmen der Öffentlichen Vortragsreihe finden Sie hier