25.04.2013: Öffentliche Vortragsreihe "Gefahren aus dem Ozean"

Prof. Dr. Hans-Ulrich Schmincke (GEOMAR): " Vulkanausbrüche, Flankenabbrüche und Tsunamis: Sind diese Naturgefahren auf Ozeaninseln, speziell den Kanaren, eine große Gefahr?"

Die Unterwassereruption eines neuen Vulkans vor El Hierro (2011/2012) hat gezeigt, dass sich Vulkanausbrüche auf den Kanaren jeder Zeit wiederholen können - im Durchschnitt alle 40 Jahre. Gefährdet sind stark besiedelte Inselränder durch Lavaströme, die aus den dünn besiedelten Bergregionen bis ins Meer fließen. Die blühende Hafenstadt Garachico an der Westküste von Tenerife wurde 1706 durch einen Lavastrom zerstört. Explosive Vulkanausbrüche sind meistens auf die Eruptionszentren, also die dünn besiedelten Bergregionen beschränkt, weil die meisten Aufstiegswege der Magmen in den zentralen Rücken der Inseln konzentriert sind.

Flankenabbrüche, auf allen Vulkaninseln die mit Abstand größten Massenbewegungen, treten nur in großen zeitlichen Abständen auf. Bei einem Flankenabbruch rutschen riesige Gebiete ins Meer und können Flutwellen auslösen, deren desaströse Auswirkungen seit den Tsunamis im Jahre 2004 im Indischen Ozean oder in Japan (März 2011) bekannt sind. Am Meeresboden können die Rutschmassen weit über 100 km fließen, wie detaillierte Kartierungen gezeigt haben.


Die meisten Vulkaneruptionen und Flankenabbrüche treten auf den jungen westlichen Kanaren auf (Tenerife, La Palma und El Hierro) auf, mit Ausnahme der gewaltigen historischen Vulkanausbrüche auf der geologisch alten östlichen Kanareninsel Lanzarote (1730-36).

Die Vulkane der Kanaren und der umgebende Meeresboden werden seit 1965 durch heute am GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung Kiel arbeitende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler intensiv untersucht. Vor einigen Jahren haben wir einem neu entdeckten Seamount in der Nähe der Kanaren den Namen Kiel gegeben und einen über 600 m hohen, offensichtlich aktiven Unterwasservulkan zwischen Gran Canaria und Tenerife Hijo de Tenerife, also Sohn von Tenerife, getauft. Eine Expedition zu diesem Vulkan ist demnächst geplant.

Prof. Hans-Ulrich Schmincke ist Wissenschaftler am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel im Forschungsbereich 4: Dynamik des Ozeanbodens, Forschungseinheit Magmatische und hydrothermale Systeme.

 

Der Vortrag ist Teil der öffentlichen Vortragsreihe "Gefahren aus dem Ozean – Wie können wir mit den Risiken umgehen und uns auf den Wandel an den Küsten vorbereiten?" Sie beschäftigt sich mit der Erforschung von Erdbeben an Plattengrenzen, von Tsunamis, des Meeresspiegelanstiegs, von Flutereignissen und Stürmen sowie möglichen Anpassungsstrategien.

Veranstalter ist der Exzellenzcluster "Ozean der Zukunft"

 

Zeit: 25. April 2013  um 18:00 Uhr

Ort: AudiMax der Universität Kiel, Hörsaal A