Prozesse mariner Kohlestoffspeicherung und ihrer Änderungen im Anthropozän

(Ivy Frenger, Wolfgang Koeve)

Der Ozean trägt zur Aufnahme von etwa 25 % der anthropogenen CO2-Emissionen bei und mildert damit den Klimawandel. Die derzeitige marine Kohlenstoffaufnahme wird von physikalisch-chemischen Prozessen dominiert, während die biologischen Kohlenstoff-"Pumpen", die Kohlenstoff im Inneren des Ozeans vom Austausch mit der Atmosphäre isolieren, auf langen Zeitskalen von großer Bedeutung sind.

Wir arbeiten daran, das Verständnis der relativen Rolle und der Empfindlichkeit der marinen Kohlenstoffspeicherung gegenüber Klimaveränderungen zu verbessern, insbesondere das der relativen Rolle der biologischen Kohlenstoffpumpen auf Zeitskalen von Jahrhunderten bis hin zu Jahrtausenden. Hierfür verwenden wir Ozeanzirkulations- und Erdsystemmodelle (z. B. UVic, FOCI) in Kombination mit der Weiterentwicklung und Nutzung von idealisierten “Tracern”, die im Ozean transportiert und gemischt werden und je nach Tracer von der Biologie beeinflusst werden. Darüber hinaus leisten wir einen Beitrag zu internationalen Aktivitäten, die darauf abzielen, (i) den aktuellen Status und mögliche künftige Veränderungen der biologischen Kohlenstoffpumpen zu diagnostizieren und (ii) ihre Rolle für das Klima besser zu quantifizieren.

Mitwirkende:

  • Ivy Frenger (Rolle der Ozeandynamik für marine Kohlenstoffspeicherung, insbesondere Prozesse, die in globalen Erdsystemmodellen unterhalb der räumlichen Auflösung liegen, wie z. B. Transporte und Mischung durch mesoskalige Wirbel im Ozean)
  • Wolfgang Koeve (Quantifizierung mariner Kohlenstoffpumpen und der Zuordnung ihres Rückkopplungspotentials zu atmosphärischem pCO2 und Erdklima unter anthropozänen Bedingungen; Entwicklung idealisierter Modell- Tracer und Verfahren für diesbezügliche Studien mit dem UVic Erdsystemmodell)
  • Malte Jürchott (Veränderung der biologischen Kohlenstoffpumpe durch ‘Künstlichen Auftrieb (einer marinen CDR-Methode))
  • Iris Kriest (Ko-Vorsitzende der SCOR WG 161 ReMO: Respiration im mesopelagischen Ozean; WP-Leitung des EU-Projekts OceanICU; Prüfung der Empfindlichkeit globaler BGC-Modelleigenschaften gegenüber Parametrisierungen von Partikelfluss-Längenskalen; globale Modellbewertung und -kalibrierung anhand verschiedener Beobachtungsdaten, z.B. Sedimentfallen)
  • Markus Schartau (räumlich-zeitliche Variationen des organischen Kohlenstoff- und Stickstoffgehaltes  in  Schwebstoffen (SPM))
  • Tianfei Xue (Beziehung zwischen Export/Export-Effizienz und physikalisch gesteuerter Planktondynamik)
  • Haichao Guo (Bewertung von Methoden zur Schätzung von Respirationssraten und deren Veränderung in Zeiten des Klimawandels)
  • Andreas Oschlies (Sensitivität des marinen Kohlenstoffspeichers gegenüber Änderungen in Zirkulation und Vermischung)
  • Hao-wei Wey (Interaktion zwischen dem Klima und der marinen/terrestrischen CO2-Entnahme (CDR) mit Erdsystemmodellen und wie dies von dem künftigen CDR-Einsatz betroffen würde)
  • Sina Acksen (Untersuchung der langfristigen Stabilität von zugefügter Alkalinität (als CDR-Methode) in den globalen Ozeanen unter besonderer Berücksichtigung der Rolle der Sedimente bei diesem Prozess)
  • Angela Landolfi (Alumni & externe Mitarbeiterin) (Quantifizierung des BCP-Beitrags zur CO2-Verteilung zwischen Luft und Meer unter verschiedenen Klimaszenarien; Modellschätzungen der Zeitskalen für die Wiederkehr des veratmeten Kohlenstoffs)
  • Estela Monteiro (externe Partnerin aus der Abteilung für Maritime Meteorologie) Untersuchung von Klima- und Temperaturstabilisierungsszenarien mit Schwerpunkt auf den Reaktionen des Erdsystems, z. B. des Kohlenstoffkreislaufs, und der damit verbundenen Unsicherheit)

 

Wenn Sie an einer Zusammenarbeit interessiert sind, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren (ifrenger(at)geomar.dewkoeve(at)geomar.de)

Veröffentlichungen:

Frenger, I., Landolfi, A., Kvale, K., Somes, C. J., Oschlies, A., Yao, W. and W. Koeve (2024). Misconceptions of the marine biological carbon pump in a changing climate: Thinking outside the ‘export’ box.” Global Change Biology: 30:e17124. doi.org/10.1111/gcb.17124.

Guo, H., Kriest, I., Oschlies, A. and W. Koeve (2023) Can oxygen utilization rate be used to track the long-term changes of aerobic respiration in the mesopelagic Atlantic ocean?.  Geophysical Research Letters, 50 (13). Art.Nr. e2022GL102645. DOI 10.1029/2022GL102645.

Jürchott. M., Koeve, W., A. Oschlies (2024). The response of the ocean carbon cycle to artificial upwelling, ocean iron fertilization and the combination of both. Environmental Research Letters, 19, 114088, DOI 10.1088/1748-9326/ad858d

Koeve, W., Landolfi, A., Oschlies, A. and I. Frenger (2024) Marine carbon
sink dominated by biological pump after temperature overshoot.  Nature Geoscience . DOI 10.1038/s41561-024-01541-y.

Xue, T., Terhaar, J., Prowe, A. E. F., Frölicher, T., Oschlies, A. and I. Frenger (2024). Southern Ocean phytoplankton under climate change: A shifting balance of bottom-up and top-down control. Biogeosciences, 21:2473–91. doi.org/10.5194/bg-21-2473-2024.

Monteiro E A, Silvy Y, Hohn D, Burger F A, Frölicher T L and Mengis N 2024 FROT: A Framework to comprehensively describe radiative contributions to temperature responses Environmental Research Letters 19 124012 DOI 10.1088/1748-9326/ad8807

Desmit, X., Schartau, M. , Riethmüller, R., Terseleer, N., Van der Zande, D. and Fettweis, M. (2024) The transition between coastal and offshore areas in the North Sea unraveled by suspended particle composition. Science of the Total Environment, 915 . Art.Nr. 169966. DOI
doi.org/10.1016/j.scitotenv.2024.169966