Günter Dietrich. Foto: Archiv GEOMAR.
Günter Dietrich vor FS Meteor. Foto: Archiv GEOMAR.

Erinnerung an Günter Dietrich

Festkolloquium zum 100. Geburtstag des Kieler Meeresforschers

15.11.2011/Kiel. Die Kieler Meeresforschung hat eine lange Tradition. Einer der großen Wegbereiter war Prof. Dr. Günter Dietrich, der heute (15. November) seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Zu seinen Ehren wird am 18. November im Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) ein Festkolloquium abgehalten, in dem die Leistungen dieses international renommierten Wissenschaftlers für die Meeresforschung gewürdigt werden.

Die Anfänge der Kieler Meeresforschung gehen bis ins 17. Jahrhundert zurück, erste größere meeresbiologische Arbeiten wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend in der Ostsee durchgeführt. Bald darauf folgten die ersten Tiefsee-Expeditionen und internationale Projekte. Mit der Gründung des Instituts für Meereskunde (IfM) im 20. Jahrhundert wurde die Kieler Meeresforschung dann deutlich gestärkt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war jedoch das Institutsgebäude zerstört, und viele Mitarbeiter hatten nicht überlebt. Als erster Direktor nach dem Krieg legte Georg Wüst die Grundlagen für den Neubeginn, aber das Institut war noch klein. 

Das änderte sich rasch, als Günter Dietrich 1959 das IfM übernahm. Er war ein Mann der Taten. Dietrich gelang es in seiner achtjährigen Amtszeit, das Personal auf das Achtfache zu erhöhen und das IfM stärker auf den offenen Ozean auszurichten und in internationale Programme zu integrieren. Am Ende seiner Amtszeit stand der Umbau zu einer außeruniversitären Forschungseinrichtung, die eine enge Verbindung mit der Kieler Universität behielt. Mit Weitblick und viel persönlichem Engagement setzte er sich für den Neubau des Instituts am Düsternbrooker Weg ein, ein Projekt, das er persönlich nicht mehr abschließen konnte.

Professor Dietrich engagierte sich besonders stark in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses: die Studierenden der Meereskunde in der Bundesrepublik fand man zu seiner Zeit ganz überwiegend in Kiel. Sein Lehrbuch „Allgemeine Meereskunde“, das er mit Kurt Kalle, Wolfgang Krauss und Gerold Siedler verfasste, war für Generationen von Studenten die „Einstiegsbibel“ in die Meereswissenschaften. 

Sein Wirkungsbereich erstreckte sich weit über Kiel hinaus. Seine Leistungen für den Ausbau der deutschen Forschungsschiffflotte, insbesondere für die „Meteor“, und bei der Entwicklung nationaler und internationaler Forschungsprogramme waren grundlegend für den Wiederaufbau der Meeresforschung in Deutschland. 

Dietrich verstand es, trotz all dieser Arbeiten in der Forschungsorganisation und in der Lehre ein aktiver Meereswissenschaftler zu bleiben. Schon mit seiner Berliner Doktorarbeit über den Agulhasstrom vor dem südlichen Afrika hatte er eine Untersuchung vorgelegt, die heute noch als wegweisend anerkannt wird. Es folgten insgesamt etwa 150 Publikationen in Zeitschriften und Büchern, dabei auch grundlegenden Arbeiten zur Zirkulation im Nordatlantik.

„Professor Dietrich hat in den 60iger Jahren wichtige Weichenstellungen getätigt, ohne die das Institut sich nicht zu einem der weltweit wichtigsten Zentren der Meeresforschung hätte entwickeln können“, sagt IFM-GEOMAR Direktor Professor Peter Herzig. „Insbesondere die Entscheidung, das damalige Institut für Meereskunde in eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit enger Kooperation zur Christian-Albrechts-Universität umzuwandeln, bildete die Basis zur Gründung des IFM-GEOMAR im Jahr 2004 und letztendlich auch das Fundament für die nun anstehende Umwandlung zum Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel“, so Herzig weiter.

„Die Kieler Meeresforschung hat Professor Dietrich viel zu verdanken, auch wenn er selbst die Früchte seiner Arbeit nur noch teilweise ernten konnte“, resümiert Professor Herzig. Dietrich trat Ende 1967 vom Amt des Direktors zurück. Er starb 1972 an den Folgen eines Herzinfarktes. Eines seiner Lebensmottos, das sein Wirken sehr gut charakterisiert, war: "Nicht lautes Tönen, sondern festes Zupacken am Tampen".

Das Programm des Kolloquiums ist unter
http://www.ifm-geomar.de/fileadmin/ifm-geomar/fuer_alle/institut/PR/Veranstaltungen/2011/2011-11-18-Sonderkolloquium.pdf
verfügbar.

Ansprechpartner:
Dr. Andreas Villwock (Kommunikation & Medien), Tel. 0431/600-2802,
avillwock(at)geomar.de avillwock(at)ifm-geomar.de

Günter Dietrich. Foto: Archiv GEOMAR.
Günter Dietrich. Foto: Archiv GEOMAR.
Günter Dietrich vor FS Meteor. Foto: Archiv GEOMAR.
Günter Dietrich vor FS Meteor. Foto: Archiv GEOMAR.