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Semester: SS 2023 

Found Footage – Zwischen Materialaneignung, Erzähltechnik und Horror-Ästhetik (050510)

Dozent/in
Sandra Ludwig

Angaben
Seminar, 2 SWS, Module: MA-MW3 [MA Medienwissenschaft], 3S-NDL/Medien [BA Deutsch], FE-SL-MW [Fachergänzung]
Zeit und Ort: Einzeltermine am 21.4.2023 12:15 - 13:45, LS4 - R.EG.36; 2.6.2023 10:00 - 17:00, LS4 - R.EG.14; 3.6.2023 10:00 - 17:00, LS8 - R.301; 30.6.2023 10:00 - 17:00, LS4 - R.EG.14; 1.7.2023 10:00 - 15:30, LS8 - R.301
vom 21.4.2023 bis zum 1.7.2023

Inhalt
Mit dem Begriff Found Footage sind in der Filmwissenschaft zwei ganz unterschiedliche Gegenstandsbereiche und mediale Praktiken umfasst. So bezeichnet die ursprüngliche Definition Filme, die aus ‚gefundenem‘ Fremdmaterial zusammengestellt sind oder dieses inkludieren und somit aus einem Vorgang der Aneignung und Neuzusammenstellung existierender Aufnahmen hervorgehen. Damit gehören Kompositionen dieser Art zumeist dem Bereich des montagezentrierten experimentellen oder künstlerischen Films an.
Im Rahmen einer filmhistorisch jüngeren Neubelegung des Begriffs wird demgegenüber mit Found Footage eine audiovisuelle Erzähltechnik und medienästhetische Gestaltungsmethode benannt, die vor allem im Bereich des Horror-Genres vorzufinden ist. Das Auffinden des Materials ist dabei zumeist Teil der Rahmenhandlung der filmischen Fiktionen, die dadurch narrativ sowie formalästhetisch ein pseudo-dokumentarisches Erscheinungsbild erwecken. Der damit verbundene scheinbare Authentizitätseffekt des audiovisuellen Materials, das – so die Stories – oftmals nach dem mysteriösen Ableben oder Verschwinden der Protagonist:innen durch Dritte gefunden wird und gleichsam augenscheinlich die übernatürlichen Todesumstände bezeugt, verstärkt dabei die unheimliche und angsterzeugende Wirkung der Horror-Filme.
Das Seminar will den Gestaltungstechniken und Wirkungsweisen beider Arten des Found Footage sowohl medientheoretisch wie auch -analytisch auf den Grund gehen, wobei der Schwerpunkt auf dem Bereich der Erzähltechnik und Horror-Ästhetik liegt. Dabei werden neben prominenten filmhistorischen Paradebeispielen – wie THE BLAIR WITCH PROJECT (1999) und der PARANORMAL-ACTIVITY-Reihe (2007–2021) – auch innovative und zum Teil atypische Werke – etwa M. Night Shyamalans THE VISIT (2015) – in den Blick genommen. Neben Found-Footage-Filmen rücken dabei auch entsprechende Serienformate in den Fokus. Darüber hinaus gilt es anhand von aktuellen Beispielen eine weitergehende Ausdifferenzierung des Begriffs und der damit bezeichneten Gegenstandsbereiche und Praktiken zu diskutieren. In diesem Zusammenhang liegt das Interesse vor allem auf Produktionen wie SEARCHING (2018), die als Desktop-Filme klassifizierbar sind und in Anlehnung oder Abgrenzung zum Found-Footage-Genre als dessen Neuinterpretation oder Gegenentwurf im Zeitalter digitaler Medienkulturen und des Social Web besprochen werden können.
Neben der theoretischen sowie der analytischen Aufarbeitung von relevanten bestehenden Filmen bietet das Seminar bei Interesse von Studierendenseite auch die Möglichkeit zur Umsetzung und Vorstellung eines eigenen Found-Footage-Kurzfilmprojekts als alternativen Teil der zu erbringenden Studienleistung.

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 30

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