Die großräumige Ozeanzirkulation im Atlantik
Neueste Forschungen zum globalen Förderband
von Dr. Lothar Stramma, GEOMAR
In den vergangenen Jahren führten verschiedene Forschergruppen des
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel eine Reihe großer meeresphysikalischer Messkampagnen im Atlantischen Ozean durch. Dabei wurden umfangreiche neue Erkenntnisse zum Verlauf der atlantischen Meeresströmungen gewonnen. Der für Europa wichtigste ist der warme, von der Karibik in unsere Breiten fließende, Golfstrom. Der derzeitige Kenntnisstand der großräumigen Zirkulation im Atlantik wurde jetzt von Lothar Stramma in einer Übersichtsarbeit zusammengefasst.
Das Strömungsmuster im Ozean setzt sich zusammen aus den nahe der Oberfläche durch Wind erzeugten Strömungen und der tiefreichenden Zirkulation weit unterhalb der Wasseroberfläche. Während der Verlauf der Oberflächenströmungen gut bekannt ist und den typischen Bildern in Atlanten entspricht, kann das Zirkulationsmuster in Wasserschichten tiefer als 50 Metern, die außerhalb des Einflusses der Winde liegen, recht unterschiedlich sein. Dieses Muster bis in 1.000 Meter Tiefe wird in der Abbildung dargestellt.
Die Hauptkomponenten des atlantischen Stromsystems sind geprägt durch einen subpolaren Wirbel im Nordatlantik, subtropische Wirbel im Nord- und Südatlantik sowie durch ein kompliziertes System von räumlich begrenzten Strömungen im tropischen Atlantik. Vor allem einige Strömungen im tropischen Atlantik sind jahreszeitlich variabel. Im Südatlantik trennt der um die gesamte Erde laufende Antarktische Zirkumpolarstrom den Atlantik vom Antarktischen (Südlichen) Ozean.
Durch wiederholte Schiffsexpeditionen in den tropischen Atlantik und den Einsatz modernster Messgeräte hat das GEOMAR beziehungsweise seine Vorgängerinstitutionen wesentlich zu der Entschlüsselung des tropischen Stromsystems beigetragen und damit Voraussetzungen für verbesserte Klimamodellrechnungen geschaffen. Offene Fragen bestehen weiter zur jahreszeitlichen und längerfristigen Veränderlichkeit der Strömungen und den Wechselwirkungen der Strombänder miteinander.
Hintergrundinformation:
Die Strombänder sind:
- im subpolaren Wirbel des Nordatlantiks der Ostgrönlandstrom (EGC), der Westgrönlandstrom (WGC), der Labradorstrom (LC) und der Irmingerstrom (IC),
- im subtropischen Wirbel des Nordatlantiks der Golfstrom (GS), der Nordatlantische Strom (NAC), der Azorenstrom (AzC), der Kanarenstrom (CaC),der Nordäquatoriale Strom (NEC) und der Floridastrom (FC),
- in den Tropen der Nordäquatoriale Gegenstrom (NECC), der Nordäquatoriale Unterstrom (NEUC), der Äquatoriale Unterstrom (EUC), der Nordbrasilstrom (NBC), der Nordbrasilianische Unterstrom (NBUC), der Südäquatoriale Unterstrom (SEUC), der Angolastrom (AC) und der Südäquatoriale Gegenstrom (SECC),
- im subtropischen Wirbel des Südatlantiks der Brasilstrom (BC), der Südatlantische Strom (SAC), der Benguelastrom (BeC), und der Südäquatoriale Strom (SEC), und
- im südlichen Südatlantik der Falkland-(Malvinas-) Strom (FAC) und der Antarktische Zirkumpolarstrom (ACC).
nach Stramma (2001), siehe schematische Darstellung.
Weiterführende Fachliteratur:
Stramma, L. 2001: Current systems in the Atlantic Ocean. In: J.H. Steele,
S.A. Thorpe, and K.K. Turekian (editors). Encyclopedia of Ocean Sciences,
Academic Press, London, (3399 pp), 589-598.
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