Kohlenstoffspeicherung im Meeresboden

Carbon Capture and Storage (CCS) wurde entwickelt, um das an großen Quellen, wie zum Beispiel an Kohle- oder Erdgaskraftwerken, frei werdende Kohlendioxid abzufangen, bevor es in die Atmosphäre gelangt. Anschließend wird das CO2 tief im Untergrund in Gesteinsformationen oder in ausgediente Erdgas- oder Erdölfelder gepresst. Das CO2 reagiert mit dem Gestein und wird dadurch chemisch neutralisiert. Grundsätzlich ist die CCS-Technologie durch die wissenschaftliche Arbeit der letzten Jahre ausreichend erforscht und einsetzbar. Um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, müssten allerdings schon im Jahr 2030 CCS-Anlagen mit einer Jahreskapazität von einigen Milliarden Tonnen CO2 zur Verfügung stehen. Dafür würden künftig eine ganze Reihe neuer Anlagen benötigt. Da die Speicherung von Kohlendioxid im Boden umstritten ist, erscheint ein Einsatz in vielen Staaten nur dann denkbar, wenn Chancen und Risiken durch weitere Forschung für jeden Standort genau analysiert werden und die gesellschaftliche Akzeptanz der Technologie erhöht werden kann. Eine sorgfältige Prüfung des Untergrunds und die Auswahl geeigneter Speicherstätten dauert mindestens zehn Jahre; weitere fünf Jahre werden benötigt, um eine spezifische Anlage zu bewerten und die notwendigen Genehmigungen zu bekommen. Ein verantwortliches Handeln der Staaten wäre es daher, schon heute auf dem eigenen Hoheitsgebiet das Potenzial für eine künftige Speicherung von CO2 zu ermitteln. Zudem sollten international Konzepte für praktikable Anreiz-, Kontroll- und Governance-Systeme für die Speicherung von Kohlendioxid entwickelt werden.

 

GEOSTOR - Submarine Kohlendioxid-Speicherung in geologischen Formationen der Deutschen Nordsee

Kohlendioxid-Emissionen von Industrieanlagen können drastisch reduziert werden, in dem das CO2 an der Quelle aufgefangen und im geologischen Untergrund gespeichert wird. Der überwiegende Teil der europäischen Speicherkapazität befindet sich in Sandsteinformationen im tieferen Untergrund der Nordsee. Obwohl die potentiellen Speicherformationen in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) bisher nur zum Teil exploriert wurden, zeigen die verfügbaren Daten, dass im tiefen Untergrund der deutschen Nordsee genügend Kapazität vorhanden ist, um die anthropogenen Rest-Emissionen durch die Speicherung in Sandsteinformationen signifikant zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund, zielt der Forschungsverbund GEOSTOR der Forschungsmission CDRmare darauf ab, untersuchungswürdige Speicherformationen zu identifizieren und eine Roadmap für die Umsetzung der CO2-Speicherung im Bereich der deutschen Nordsee zu entwickeln.

 

PERBAS – Technologien für Speicherung von Kohlendioxid in marinen Basaltstrukturen

Weil ehemalige Öl- und Gasfelder oder Sandstein-Formationen Schätzungen zufolge nur die Hälfte des benötigten Volumens zur Speicherung von CO2 erreichen, werden zunehmend auch Basaltvorkommen auf ihre mögliche Eignung getestet. PERBAS (Permanent sequestration of gigatons of CO2 in continental margin basalt deposits) hat sich zur Aufgabe gemacht, die Technologie der CO2-Speicherung in marinen Basaltkomplexen weiter zu untersuchen und die notwendigen Rahmenparameter für eine kommerzielle Nutzung bereitzustellen. Hierfür arbeiten zehn mittelständische Unternehmen und öffentliche Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Norwegen, den Vereinigten Staaten von Amerika und Indien unter Leitung von Dr. Jörg Bialas, mariner Geophysiker am GEOMAR, zusammen. Die beteiligten Staaten unterstützen das Konsortium über drei Jahre mit 3,6 Millionen Euro. Das GEOMAR erhält für seine Beiträge rund 800.000 Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Im Juli 2023 trafen sich alle Beteiligten am GEOMAR zum gemeinsamen Projektstart.

► PERBAS-Factsheet: "CO2 in Flutbasalten unter dem Meer speichern: Optionen im Milliarden-Tonnen-Maßstab"

ECO2 - Folgen von CO2-Speicherung im Meeresboden

Im mehrjährigen Forschungsprojekt ECO2 (2011-2015) beschäftigten sich Wissenschaftler:innen am GEOMAR mit den Risiken und möglichen Folgen von CO2-Speicherung im Meeresboden. Der norwegische Konzern Statoil (jetzt Equinor) speichert seit 1996 CO2 oberhalb des Sleipner-Gasfelds in der norwegischen Nordsee. Kohlendioxid, welches bei der Erdgasförderung anfällt, wird dort in die sogenannte Utsira-Sandsteinformation gepresst. Anhand dieses praktischen Beispiels konnten die Forschenden sehr gut die Sicherheit von submarinen Speichern überprüfen. Großflächige Untersuchungen dort und an alten Bohrlöchern in der Nordsee ergaben, dass pro einer Million Tonnen Gas, die in den Untergrund gepresst wird, nur etwa zehn Tonnen wieder aus dem Meeresboden entweichen, so ist der Nutzen von CO2-Speicherung unter dem Meer ist deutlich größer als der Schaden. In einem Folgeprojekt, STEMM-CCS, das vom britischen National Oceanography Centre initiiert wurde, ging es unter anderem darum, neue Instrumente und Techniken für die Umweltüberwachung sowie für die Überwachung, Quantifizierung und Bewertung von CO2-Emissionen zu entwickeln.

 

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