Kommunikation & Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
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Kunststoffe sind haltbar. Das ist ihr großer Vorteil. Doch wenn sie unkontrolliert in die Umwelt gelangen, wird dieser Vorteil zum Nachteil. Ein natürlicher Abbau, wie bei organischen Stoffen, findet nach heutigen Erkenntnissen nicht statt. Wie lange einzelne Produkte wirklich in der Umwelt verbleiben, kann nur geschätzt werden. Es fehlen entsprechende Langzeitversuche.
Der ferngesteuerte Tiefseeroboter ROV KIEL 6000 barg im Jahr 2015 auf einer Mission einige Müllteile vom Meeresboden. Darunter war eine Plastiktüte mit einer Cola-Dose, die zu einer Sonderedition anlässlich des Davis-Cups 1988 gehörte. „Die Dose aus Aluminium alleine wäre in der Tiefsee längst korrodiert. Aber sie war so dicht im Inneren der Plastikmülltüte eingewickelt, dass sie sich erhalten hat. Das zeigt auch, dass die Mülltüte das gleiche Alter haben muss“, sagt Dr. Matthias Haeckel vom GEOMAR, damals Projektleiter an Bord. Bei einem zweiten geborgenen Objekt handelte es sich um eine Quark-Packung eines deutschen Herstellers. Die aufgedruckte Adresse zeigt eine fünfstellige Postleitzahl. Die wurden in Deutschland erst 1990 eingeführt. Der Hersteller wurde aber schon 1999 von einer Konkurrenzfirma aufgekauft, womit der Markenname verschwand. „Dabei zeigte sich, dass weder die Tüte noch die Quarkpackung Zeichen von Fragmentierung oder sogar Abbau in ihre Bestandteile aufwiesen“, sagt der Biochemiker Dr. Stefan Krause vom GEOMAR, Hauptautor der aktuellen Studie. Er leitete die Analysen an Land.
Dieser Fragestellung widmet sich seit März 2020 das Projekt HOTMIC. Die Forscherinnen und Forscher möchten untersuchen, wie viel Plastik überhaupt ins Meer gelangt und wo es dann verschwindet - denn in den Meeren ist nur ein Bruchteil dessen zu finden, was eigentlich schon an der Wasseroberfläche treiben müsste. Das liegt zum einen daran, dass das Plastik in winzige Mikroplastikpartikel zerfällt, die auf See mit heutigen Methoden nur schwer nachgewiesen werden können. Ein weiterer Grund ist wahrscheinlich, dass die Plastikpartikel nicht an der Wasseroberfläche bleiben, obwohl die meisten Kunststoffe in Wasser schwimmen. Welche Mechanismen den Transport des Plastiks in die Tiefe kontrollieren und welche ökologischen Auswirkungen dies haben könnte, möchte das HOTMIC-Projekt untersuchen. Mehr Infos gibt es hier.
Das GAME-Projekt hat sich 2014 mit dieser Fragestellung auseinandergesetzt. Als Abschlussprojekt ist ein Film entstanden, den ihr hier anschauen könnt:
Viele weitere Infors zum Thema "Müll im Meer" gibt es außerdem auf der Webseite der Kiel Marine Science.