Ozeanographische Verankerungen
Verankerungen sind autonome Langzeitbeobachtungsstationen, die an Schlüsselstellen der globalen Ozeanzirkulation kontinuierlich Messwerte erheben. Sie tragen dazu bei, natürliche Schwankungen im Meer wie auch die Veränderungen durch den Klimawandel zu erkennen und verstehen.
Fotostory: Einsatz einer Verankerung
Video: Äquatoriale Verankerung Expedition SO284
Verankerungen des GEOMAR
Forscher:innen des GEOMAR sind seit vielen Jahren aktiv an den internationalen Langzeit-Ozeanbeobachtungen beteiligt. Sie betreuen Verankerungen im Atlantik von der Labradorsee im Norden bis zu den Küstengewässern Angolas im Süden.
53N Array und Verankerung K1
Seit 1997 betreibt das GEOMAR mehrere Verankerungen in der Labradorsee, dem Meeresgebiet zwischen Kanada und Grönland, um den tiefen westlichen Randstrom und die Tiefenwasserbildung als Teil der atlantischen Umwälzzirkulation kontinuierlich zu vermessen. Der Randstrom schlängelt sich in über zwei Kilometer Tiefe entlang des Westrands des Atlantiks nach Süden. Im Zuge des Klimawandels wird langfristig eine Abschwächung der Umwälzzirkulation erwartet – bisher konnte dies jedoch mit den Daten aus dem 53°N Array und der Verankerung K1 des GEOMAR nicht bestätigt werden.
Cape Verde Ocean Observatory (CVOO)
Etwa 100 Kilometer nordöstlich der Kapverdischen Inseln betreibt das GEOMAR zusammen mit Einrichtungen aus Kap Verde seit 2006 die ozeanische Zeitserienstation CVOO. Mit Hilfe der verankerten Sensoren lassen sich kontinuierlich Daten über die gesamte Wassersäule mit sehr hoher zeitlicher Auflösung erfassen. Die Messungen bei CVOO liefern Zeitserien wichtiger biogeochemischer und biologischer Größen wie Kohlenstoff- und Sauerstoffgehalt, Phytoplankton- und Zooplankton-Konzentration. Physikalische Parameter wie Strömung, Temperatur und Salzgehalt werden als wichtige ozeanographische Rahmenbedingungen in besonders hoher Auflösung gemessen.
23W Array
Im zentralen Atlantik betreibt das GEOMAR in Zusammenarbeit mit dem internationalen PIRATA-Programm eine Verankerung zur Erfassung der Strömungssysteme entlang des Äquators. Die Verankerungszeitserie, die im Jahre 2001 begonnnen wurde, trägt wesentlich zu einem besseren Verständnis von Klimaschwankungen in den Tropen und deren Vorhersagbarkeit bei. Mit dieser Verankerung konnten sowohl etwa fünfjährige Schwankungen des tiefen Ozeans als auch zehnjährige Veränderungen in der Oberflächenzirkulation nachgewiesen werden.
Angola Array
Die neuesten Langzeit-Beobachtungsstationen des GEOMAR sind mehrere Verankerungen vor der Küste Angolas. Dort, direkt im Angolastrom, untersucht das GEOMAR seit 2013 den Auftrieb von kaltem, nährstoffreichem Wasser. Er sorgt unter anderem für eine ausgeprägte biologische Produktivität in den küstennahen Meeresgebieten. Hier wollen die Forscher*innen nicht nur Klimaprozesse verstehen, sondern auch klären, welchen Beitrag physikalische Prozesse für die hohe biologische Produktivität und den Fischreichtum vor der Küste Südwestafrikas haben.
11S Array
Der brasilianische Kontinentalhang eignet sich so besonders für die Beobachtung von Transportschwankungen, da hier die warme Oberflächen- und kalte Tiefenströmung gleichzeitig erfasst werden können. Mehrere Verankerungen vermessen bei 11 Grad Süd den nordbrasilianischen Unterstrom und den tiefen westlichen Randstrom. Hier wird in den oberen 1.000 Metern warmes Wasser aus dem subtropischen Südatlantik und dem Indischen Ozean nach Norden transportiert. Ein Stockwerk tiefer, zwischen 1.000 und 4.000 Metern Wassertiefe, strömt kaltes Wasser nach Süden. Dies ist die Fortsetzung des Stromes, der mit dem 53°N Array gemessen wird.