Am Strand von St. Peter-Ording simulieren Teilnehmer eines Schüler-Sommerkurses die Entstehung von Tsunamis - und produzieren gleichzeitig einen Film für das Internet-Portal "Meeresforschung für Mich". Foto: S. Soria-Dengg, GEOMAR
Screenshot des neuen Internet-Portals "Meeresforschung für Mich".

Meeresforschung für Mich – und Dich

Kieler Sonderforschungsbereiche starten Portal mit unterhaltsamen Erklär-Videos von Schülern und Wissenschaftlern

30.08.2011/Kiel. Gerade auf dem Gebiet der Grundlagenforschung ist es für Außenstehende oft schwierig, die Inhalte zu verstehen. Sie in einfachen Worten zu erklären ist eine Herausforderung. Die am Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) und an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) betriebenen Sonderforschungsbereiche 574 und 754 haben sich deshalb Schüler als Vermittler ins Boot geholt: Die Jugendlichen erhalten Einblick in die Arbeit der Meeresforscher und setzen die Erkenntnisse in kurze, einfach verständliche und originelle Videoclips um. Diese sind jetzt auf dem neuen Internet-Portal „Meeresforschung für Mich“ abrufbar.

Was haben geologische Subduktionszonen im Ozean mit Beziehungsproblemen zu tun? Wie kommt die Lava in den Vulkan? Und warum gibt es Meeresbereiche ohne Sauerstoff? Auf diese und noch viel mehr Fragen bietet jetzt das neue Online-Portal „Meeresforschung für Mich“ Antworten. In kurzen Videoclips erklären dort Schüler Themen wie Plattentektonik oder Sauerstoffmangel in den Meeren auf unkonventionelle und vor allem leicht verständliche Weise. Finanziert und organisiert werden die Videoproduktionen und das Online-Portal von der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch die beiden Sonderforschungsbereiche (SFB) 754 „Klima - Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“ und 574 „Volatile und Fluide in Subduktionszonen“. Die Großprojekte sind am Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) und an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) angesiedelt. „Die Wortungetüme in den Titeln der beiden Forschungsvorhaben laden nur wenige Menschen ein, sich mit diesen Themen zu beschäftigen“, sagt Dr. Joachim Dengg, der am IFM-GEOMAR für Schülerprojekte verantwortlich ist. Aber die Wissenschaftler der SFB wollen nicht im sprichwörtlichen Elfenbeinturm arbeiten. „Es geht bei diesen Projekten unter anderem um Auswirkungen des Klimawandels und um Naturgefahren wie Erdbeben und Vulkanismus. Das sind spannende Forschungsgebiete“, betont Dr. Dengg. Mit Erfahrungen aus früheren Schulprojekten entwickelten die Forscher eine Idee: „Wir haben Schülern ein Angebot gemacht: Wir erklären euch unsere Arbeit und bringen euch außerdem bei, wie man einen Film dreht. Ihr gebt dann Euer Wissen mit Videoclips an andere Jugendliche und Erwachsene weiter“, beschreibt Dr. Dengg den Grundgedanken.

Die Idee wurde ein Erfolg. Seit Sommer 2010 haben über 150 Schüler knapp 30 Kurzfilme erstellt, von denen 20 ab sofort unter https://sfb-outreach.ifm-geomar.de zu sehen sind. „Weitere Filme stehen kurz vor der Vollendung“, erklärt Dr. Sally Soria-Dengg vom IFM-GEOMAR. Sie betreut viele der Video-Projekte, die ganz unterschiedliche Formen haben können. So sind einige Filme während Betriebspraktika am IFM-GEOMAR entstanden, andere in Kleingruppen-Arbeiten von Schülern aus der Region Kiel, in landesweit ausgeschriebenen Sommerschulen, aber auch als Gemeinschaftswerk ganzer Klassen, wie zum Beispiel von der Waldorfschule Kiel. Schulleiter Stefan Tiemann zieht eine positive Bilanz: „Manchmal gab es am Anfang eine kleine Durststrecke, wenn die Schülerinnen und Schüler sich erst ins Thema einarbeiten und auch noch lernen mussten, ein Drehbuch zu schreiben und ein Video zu drehen. Aber spätestens wenn es dann ans Kreative ging und sie loslegen durften, hat es allen sehr viel Spaß gemacht“.

Auch aus Sicht der SFB erreicht das Projekt seine Ziele: „Videos fürs Internet sind bei Jugendlichen unheimlich beliebt, wie man an Plattformen wie YouTube sehen kann. Deshalb ist das Interesse an unseren Angeboten groß. Gleichzeitig konnten wir viele Jugendliche für Themen der Meeresforschung interessieren. In der Schule kommt das Thema leider sehr kurz“, sagt Dr. Soria-Dengg, „vielleicht können wir auf diesem Wege sogar den einen oder die andere für ein Studium im Bereich der Meereswissenschaften begeistern.“ Auf der anderen Seite mache es den beteiligten Wissenschaftlern sehr viel Spaß, ihre Arbeit zu erklären und Wissen weiterzugeben. Und gleichzeitig ist ein Online-Portal entstanden, auf dem sich jeder über die Arbeiten der Kieler Meeresforscher informieren kann. Besucher der Internetseite können sich die Videos sogar ganz legal herunterladen. So ist sichergestellt, dass Schüler und Lehrer die Clips für eigene Zwecke wie Unterrichtsvorbereitungen oder Referate jederzeit nutzen können.

Der Sonderforschungsbereich 574 läuft im kommenden Jahr planmäßig aus, und aktuell entscheidet sich, ob die Deutsche Forschungsgemeinschaft den Sonderforschungsbereich 754 nach einer erfolgreichen ersten Phase für weitere vier Jahre fördert. „Wenn es weiter geht, möchten wir auch die Schülerprojekte weiterführen“, betont Dr. Joachim Dengg. Dann sollen die Erfahrungen aus den bisherigen Projekten helfen, die Vermittlung der Forschungsthemen noch weiter zu verbessern. „Wir haben uns sehr genau angesehen, wo es noch Probleme gab. Zum Beispiel waren einige der Projekte zu kurz angelegt, um den Schülern komplizierte Sachverhalte wirklich erklären zu können und dann auch noch einen guten Film darüber zu drehen“, erklärt Dr. Dengg. Mehr Zeit für jedes Projekt und damit eine noch bessere Vermittlung der Inhalte sind deshalb das Ziel für die nächste Phase. „Alle Ergebnisse dieser Arbeit können Interessierte bei ,Meeresforschung für Mich’ abrufen“, ergänzt Dr. Soria-Dengg.

Hintergrundinformationen: 

Die Sonderforschungsbereiche 574 und 754
Der Sonderforschungsbereich 574 „Fluide und Volatile in Subduktionszonen: Klima-Rückkopplungen und Auslösemechanismen von Naturkatastrophen“, der im Jahr 2001 an der Christian-Albrechts Universität zu Kiel und dem IFM-GEOMAR eingerichtet wurde, hat zum Ziel, die Prozesse beim Abtauchen von Erdplatten besser zu verstehen, um auf dieser Basis bessere Risikoabschätzungen für die damit verbundenen Naturgefahren wie Erdbeben oder Vulkanismus sowie den Einfluss auf unser Klima zu ermöglichen. Der SFB wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und ist in seiner dritten Phase von 2008 bis 2012 bewilligt.
Der Kieler Sonderforschungsbereich (SFB) 754 „Klima – biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“ wurde im Januar 2008 als Kooperation des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) und der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel eingerichtet. Zu den Hauptfragen des Großprojektes gehört, wie sich die weltweiten Sauerstoffminimumzonen bei fortschreitendem Klimawandel verhalten. Der SFB wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und ist in seiner ersten Phase von 2008 bis 2011 bewilligt.

Ansprechpartner:
Jan Steffen (Kommunikation & Medien), Tel. 0431/600-2811, jsteffen(at)geomar.de jsteffen(at)ifm-geomar.de

Am Strand von St. Peter-Ording simulieren Teilnehmer eines Schüler-Sommerkurses die Entstehung von Tsunamis - und produzieren gleichzeitig einen Film für das Internet-Portal "Meeresforschung für Mich". Foto: S. Soria-Dengg, GEOMAR
Am Strand von St. Peter-Ording simulieren Teilnehmer eines Schüler-Sommerkurses die Entstehung von Tsunamis - und produzieren gleichzeitig einen Film für das Internet-Portal "Meeresforschung für Mich". Foto: S. Soria-Dengg, GEOMAR
Screenshot des neuen Internet-Portals "Meeresforschung für Mich".
Screenshot des neuen Internet-Portals "Meeresforschung für Mich".