Das MANSIO-VIATOR System - Weltraum trifft Tiefsee
Um die Einsatzmöglichkeiten von autonomen Tiefsee-Raupenfahrzeugen, sogenannten Crawlern, zu erweitern, wird am GEOMAR das MANSIO-VIATOR System entwickelt. Es benötigt im Gegensatz zu existierenden Lösungen keine feste Kabelverbindung für die Energieversorgung und die Datenübertragung. Das System wird im Rahmen der Helmholtz-Allianz Robotische Exploration unter Extrembedingungen (ROBEX) entwickelt, die Raumfahrt- und Tiefseeforschung zusammenbringt.
Nachdem das System am Meeresboden abgesetzt wird, ist der Crawler VIATOR (lat.: der Reisende) in der Lage, selbständig in einem vorgegebenen Terrain zu operieren, um anschließend an seiner Zentralstation MANSIO (lat.: die Herberge) zum Austausch von Daten und Energie anzudocken. Zunächst erstellt VIATOR, basierend auf eigenen Kameraaufnahmen und in Verbindung mit der Zentralstation, eine Terrainkarte der Umgebung. Diese dient dann als Grundlage für regelmäßige und wiederholte Messungen physikalischer und biogeochemischer Parameter oder der Beobachtung mariner Lebensgemeinschaften und geologischer Strukturen. Die maximale Einsatztiefe beträgt 6.000 Meter, die Reichweite des VIATOR beträgt maximal 10 Kilometer.
2020 waren VIATOR und MANSIO an einer Expedition in der Eckernförder Bucht beteiligt. Während der Ausfahrt wurde die Kommunikation und Zusammenarbeit verschiedener Komponenten eines autonomen marinen Messnetzwerks erprobt. Außerdem wurde untersucht, wie das gesamte System selbstständig auf Umweltveränderungen reagiert. Die Expedition gehört zum Helmholtz-Zukunfts-Projekt ARCHES, in dessen Rahmen seit 2018 autonome und vernetzte robotische Systeme zur marinen und planetaren Umwelterkundung gemeinsam entwickelt werden. Am Projekt sind neben dem GEOMAR das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) (Koordinator), das Alfred-Wegener-Institut (AWI) und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beteiligt.