Cordula Zenk
Kap Verde Koordinatorin beim GEOMAR
Tel: +49 431 600-4209
E-mail: czenk@geomar.de
Knotenpunkt für Meeresforschung und Wissensaustausch in Westafrika
Die Republik Cabo Verde, 600 Kilometer westlich des afrikanischen Festlands im offenen Atlantik gelegen, ist von einer intakten Meeresumwelt und ausreichend verfügbaren Ressourcen aus dem Meer abhängig. In einem Land ohne Bodenschätze und mit einer nur schwach entwickelten Industrie kommt dem Wissen über die Meere und seinen Chancen und Risiken eine besondere Bedeutung zu. Daher sind Ausbildung und Wissenstransfer besonders hier von enormer gesellschaftlicher Bedeutung. In Partnerschaft mit der kapverdischen Universidade Tecnica do Atlantico (UTA) und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), haben GEOMAR, OSCM, das Instituto do Mar (IMar) und weitere assoziierte Partner akademische Programme eingerichtet, um lokale und regionale wissenschaftliche und technische Kapazitäten zu stärken und zu entwickeln.
Langfristig wird so auf Kap Verde ein Knotenpunkt für Ozeanforschung und Wissensaustausch entstehen. Dabei geht es um die Vernetzung von lokalen Interessenvertretern und lokalen als auch internationalen Forschenden und verschiedenen Expert:innen aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Industrie. Es sollen für Kap Verde relevante Fragestellungen aus den verschiedenen Perspektiven analysiert und gemeinsam lösungsorientierte Wege bis hin zu angewandten Umsetzungen aufgezeigt werden. Das OSCM versteht sich dabei als Dialogplattform, die die betroffenen Akteure an einen runden Tisch holen will, um voneinander auf Augenhöhe zu lernen, Wissen zu vermitteln und Lösung zu erarbeiten.
Wissenschaftliche Ausbildung
WASCAL Cabo Verde
WASCAL, das West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use, umfasst elf Länder der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS. Jedes Land trägt ein Graduiertenprogramm bei, das auf seinen Stärken und Expertisen beruht. WASCAL wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. In diesem Rahmen bietet die Universidade Tecnica do Atlantico (UTA) in Kooperation mit OSCM und IMar seit 2019 das Masterprogramm Climate Change and Marine Sciences an. Die akademische Ausbildung für Studierende aus elf westafrikanischen Ländern mit einer Laufzeit von zwei Jahren wird die nächste Generation von marinen Experten in regional relevanten meereswissenschaftlichen Themen ausbilden. Die Studierenden profitieren dabei von einem dynamischen Forschungsumfeld in Bezug auf Expertise und Technologie, die internationale Partner einbringen. WASCAL Cabo Verde ist ein offizielles Projekt der UN-Ozeandekade.
WASCAL Floating University
Neben Vorlesungen, Labor- und Feldarbeiten besteht ein weiterer Teil des Masterprogramms in der Ausbildung auf See. So nahmen im Februar 2022 12 WASCAL-CV Studierende während der Expedition MSM106 mit dem Forschungsschiff MARIA S. MERIAN an einer mehrwöchigen akademische Ausbildungs- und Forschungsreise teil. Auf dem Lehrplan der ersten WASCAL Floating University von Mindelo nach Bremerhaven standen sowohl Vorlesungen zu Themen wie Ozeanbeobachtung und Meeresökologie als auch praktische Forschung wie zum Beispiel Messungen von Oberflächeneigenschaften des Ozeans. Nächste Floating Universities sind für 2023, 2025 und 2026 geplant.
GAME Team Cabo Verde
Weiterhin kooperieren die Universidade Tecnica do Atlantico (UTA) und GEOMAR im internationalen Masterprogramm GAME – Globaler Ansatz durch Modulare Experimente. Jedes Jahr führt ein Team aus zwei Studierenden ein sechsmonatiges Experiment am OSCM durch. Bis zu acht binationale Studententeams arbeiten so parallel an aktuellen ökologischen Themen an verschiedenen Orten der Welt und werden von Forschenden der GAME-Partnerinstitute begleitet. Nach Abschluss der Experimente treffen die Teams in Kiel zum Vergleich ihrer Ergebnisse aufeinander. Angewandte Forschung und akademische Bildung zu drängenden ökologischen Fragestellungen, kombiniert mit einem weltweiten Netzwerk und Arbeitserfahrung in verschiedenen kulturellen und wissenschaftlichen Umfeldern, bildet so eine einzigartige Basis für die weitere Forschungskarriere der Studierenden.
Dialog und Wissensvermittlung
Angesichts der Größe und Bedeutung der Weltmeere kommt der Vermittlung von Wissen und dem Weitergeben von Erlebnissen der Meeres- und Klimaforschung eine zunehmend wichtiger werdende Rolle zu. Dieses darf jedoch nicht auf die Welt der Wissenschaft begrenzt sein, sondern muss die Gesellschaft erfassen und schon bei ihren jüngsten Mitgliedern ansetzen. Menschliches Handeln hat bereits jetzt nachweisbare und potentiell folgenschwere Veränderungen wie Erwärmung, Versauerung, Verschmutzung und Überfischung der Weltmeere verursacht, die nur durch eine Sensibilisierung für das fragile Ökosystem Meer in einem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang angegangen werden können.
GEOMAR, IMar und die Universität Cabo Verde (UniCV) haben es sich zur Aufgabe gemacht, durch verschiedene Aktivitäten Aufmerksamkeit für die Meeresforschung zu wecken und Wissen an die Bevölkerung weiterzugeben. Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hat sich vor allem über den Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ bereits erheblich auf den Kapverden engagiert und führt dies über das Zentrum für interdisziplinäre Meereswissenschaften, Kiel Marine Science (KMS), fort. Eine wichtige Rolle kommt dabei auch dem UNESCO Lehrstuhl für Interdisziplinäre Meereswissenschaften zu, der sich schwerpunktmäßig auf die Kapverden ausrichtet.
MeerWissen-Initiative CEM-CV
"Wir bauen starke Partnerschaften für eine Meeresforschung, die zählt". Der Slogan der MeerWissen-Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) steht für den Kern der Initiative: den Aufbau wissenschaftlicher überregionaler Partnerschaften auf Augenhöhe. Im Rahmen des MeerWissen-Projekts CEM-CV werden von 2019 bis 2023 Standards für ein Küstenüberwachungsprogramm in einer Region entwickelt, in der es bisher keine systematischen Ökosystembeobachtungen gibt, um das Wissen über die marine Küstenumwelt und die biologische Vielfalt rund um Cabo Verde zu verbessern. Ziel ist es, politischen Entscheidungsträgern die Wichtigkeit eines nachhaltigen Managements der lokalen Ökosysteme basierend auf wissenschaftlichen Fakten zu demonstrieren.