Cordula Zenk
Kap Verde Koordinatorin beim GEOMAR
Tel: +49 431 600-4209
E-mail: czenk@geomar.de
Marine Biodiversität um Kap Verde
Die hohe Artenvielfalt rund um die Kapverden ist faszinierend und betrifft pelagische Lebensräume im offenen Meer ebenso wie Sauerstoffminimumzonen sowie benthische Habitate am Meeresboden in den Tiefsee-Ebenen und an untermeerischen Bergen. Die windabgewandten Seiten der teilweise hoch aufragenden Inseln des vulkanischen Archipels bieten Schutz und ruhige Wasserbedingungen. Auch die Küstenbereiche gelten als Hotspots der Biodiversität, die von höchst artenreichen und gefährdeten Gemeinschaften und einem hohen Anteil an nur hier vorkommenden Meerestieren charakterisiert sind.
Die langjährige Zusammenarbeit zwischen deutschen und kapverdischen Partnerinstitutionen hat mit dem Ocean Science Centre Mindelo (OSCM) eine umfangreiche Infrastruktur geschaffen, um die Biodiversität und Ökologie um Kap Verde erforschen zu können.
Biodiversität im Küstenraum
Der schmale Schelfgürtel und die verringerte Gezeitenzone, die Saisonalität der biologischen Produktivität im Meer und die Niederschlagsbedingungen sind Faktoren, die zu einer geringen Populationsdichte mariner Organismen in dem Archipel führen und somit zu einem diversen und zugleich fragilen Ökosystem beitragen. Die Gemeinschaftsstrukturen und die Biogeographie der marinen Biota in Kap Verde heben sich deutlich von denen anderer makaronesischer Inseln, wie etwa Madeira oder den Kanaren, ab. Sie unterscheidet sich ebenfalls von Küstensystemen in Regionen wie der Karibik und dem Indopazifik. Als Ursachen der einzigartigen marinen Fauna auf Kap Verde gelten die Entfernung zum afrikanischen Kontinent und die Unterschiedlichkeit der Inseln und ihrer Strömungsverhältnisse. Diese stellen eine physikalische Barriere dar und verhindern die Vermischung. Diese Kombination führt zur physikalischen Isolation der durch die natürlichen Gegebenheiten fragmentierten Landschaft.
Coastal Ecosystem Monitoring in Cabo Verde (CEM_CV)
Im Rahmen des Projekts CEM-CV wurden von 2019 bis 2021 Standards für ein Küstenüberwachungsprogramm in einer Region entwickelt, in der es bisher keine systematischen Ökosystembeobachtungen gibt, um das Wissen über die marine Küstenumwelt und die biologische Vielfalt rund um Cabo Verde zu verbessern. Das Projekt ist Teil des Meerwissen-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
In einem intensiven Mitgestaltungsprozess haben lokale Interessenvertreter und lokale als auch internationale Wissenschaftler:innen die Anforderungen an ein solches Überwachungsprogramm festgelegt. Mit diesem Ansatz hat CEM_CV den Grundstein für ein Überwachungsprogramm für Küstenökosysteme gelegt, das von lokalen Forscher:innen eigenständig betrieben und auf andere Regionen ausgeweitet werden kann.
Biodiversität der Tiefsee
Die Forschungsgruppe Deep-Sea Biology am GEOMAR untersucht die Rolle der pelagischen Fauna im ozeanischen Kohlenstoffkreislauf, führt Zeitserienstudien der Tiefsee-Biodiversität durch und beobachtet die Verteilung und die Häufigkeit von Tiefseefauna auch in Bezug auf Umweltparameter wie Temperatur und Sauerstoff.
Um Tiefseeorganismen in ihrer natürlichen Umgebung zu dokumentieren, führen die Wissenschaftler:innen In-situ-Beobachtungen mit Kamerasystemen an geschleppten und autonomen Plattformen sowie Bodenobservatorien durch. Weiterhin werden auch Organismen mit Netzen gesammelt und mit modernen molekularbiologischen Techniken wie eDNA und DNA-Barcoding untersucht. Auch in Wasser- oder Sedimentproben können mit Hilfe von DNA-Analysen verschiedenste Arten von Tiefsee-Organismen nachgewiesen werden.
Diese Herangehensweise ermöglichte bereits die Dokumentation von Arten, die zuvor noch nie im Atlantischen Ozean beobachtet wurden, neue Einsichten in die Funktionsweise von Organismen im ozeanischen Ökosystem des östlichen Atlantiks und die Vorhersage des Anpassungspotentials von Organismen auf einen veränderten Ozean.
Interview mit Henk-Jan Hoving, Leiter der Forschungsgruppe Deep-Sea Biology