SONNE SO297

Bereich:
vor Chiles Küste
Zeit:
24.02.2023 - 11.04.2023
Institution:
GEOMAR
Leitung:
Dietrich Lange

Für den wiederholt von Starkbeben betroffenen nordchilenischen Kontinentrand liegt aufgrund der hohen Seismizitätsrate landseitig ein außergewöhnlicher geophysikalischgeologisch-geodätischer Datensatz vor. Für ein tiefergehendes Verständnis der Prozesse fehlt die Kenntnis der Tiefenstruktur des marinen Forearcs und der seismogenen Zone, da dieser seewärtige Bereich bisher nicht mit moderner Vermessungstechnologie untersucht wurde und daher nur begrenzte Informationen über den Aufbau und Struktur der subduzierten ozeanischen und der überfahrenden kontinentalen Kruste vorliegen. Das Ziel der Ausfahrt PISAGUA ist eine detaillierte Studie zur Abbildung der Tiefenstruktur offshore Taltal mit 2D und 3D Refraktionsexperimenten, um die Beziehung zwischen Deformationsverhalten und Forearcstrukturen anhand der nordchilenischen Subduktionszone als Typlokation zu analysieren und um damit einen Beitrag zu regionalen Gefährdungsstudien zu leisten. Insbesondere die dreidimensionale Analyse von Refraktionsdaten gehört nicht zum standardisierten Auswerteverfahren und beinhaltet methodische Herausforderungen, um die angefallenen Daten in dreidimensionale Geschwindigkeitsmodelle zu invertieren. Für die Ausfahrt stehen insg. 50 OBS/OBH aus dem GEOMAR-Pool zur Verfügung. Weiterhin ist geplant, das Refraktionsexperiment mit 30 Instrumenten landwärts fortzusetzen (Universidad de Concepción/GEOMAR). Fünf neuartige, driftfreie Drucksensoren (A-0-A Messprinzip) werden als Profil aufgebaut und erlauben erstmals, Meeresspiegelschwankungen oder die Absenkung des Meeresbodens über mehr als fünf Jahre mit cm-Genauigkeit zu bestimmen.