ALKOR AL476

Die Ostsee hat im Rahmen von Klimawandel und wachsender anthropogener Nutzung in den vergangenen 50 Jahren tiefgreifende Veränderungen, wie Erwärmung, Versauerung, Eutrophierung, zunehmenden Sauerstoffmangel, Überfischung, Ausbreitung invasiver Arten und zunehmenden räumliche Nutzungskonflikte z.B. zwischen Schifffahrt, Fischerei, Windkraft und Naturschutz erfahren. Die ökologischen und ökonomischen Konsequenzen dieser „Driver“ sind wissenschaftlich durch kurzfristig laufende Projekte nur schwer zu verfolgen. Umso wichtiger sind Langzeitdatenreihen, die auch dekadische Veränderungen abbilden. Die Forschungsarbeiten an Bord FS ALKOR während der Ausfahrten AL476 (April 2016) und AL478 (Mai 2016) setzen eine der besten verfügbaren Langzeitdatenreihen für die pelagische Ostsee fort. Insbesondere wiederholen wir multidisziplinäre Arbeiten, die in ähnlicher Form seit 1986 durchgeführt werden und räumlich weite Teile der tiefen Becken der Ostsee (Kieler Bucht, Arkona-, Bornholm-, und Gotlandbecken sowie das Danziger Tief) abdecken. Hauptarbeiten sind pelagische Forschungsfischerei, Nahrungsnetzbeprobungen (Phytoplankton, Zooplankton), ozeanographische Messungen, und Hydroakustik, und werden der Untersuchung von Veränderungen in Artenzusammensetzung, Biodiversität (inklusive genetischer Diversität), Nahrungsnetzstruktur und Funktion, der Verbreitung invasiver Arten, und physikalischen/hydrographischen Parametern dienen. Die Ausfahrten seit 2014 sind dabei von besonderem Interesse, da nach Jahren der „Stagnation“ (also ohne Einstrom sauerstoff- und salzreichen Wassers aus der Nordsee) mehrere große Einströme stattgefunden haben, was die Frage aufwirft, ob das Ökosystem Ostsee Zeichen von Erholung bzw. Abmilderung von Veränderungen aufweist. Die Arbeiten an Bord tragen zum internationalen Verbundprojekt EU BONUS BIO-C3 unter Koordination des GEOMARs, und zu verschiedenen in diesem Zusammenhang laufenden Projekten der Abteilung Evolutionsökologie Mariner Fische am GEOMAR bei.