SONNE SO252

Bereich:
Bismarcksee
Zeit:
05.11.2016 - 18.12.2016
Institution:
GEOMAR
Leitung:
Christian Berndt

Flankenzusammenbrüche von Vulkaninseln generieren hochenergetische Erdrutsche, die katastrophale Tsunamis verursachen können. Computersimulationen zeigen, dass sehr große vulkanische Erdrutsche sogar zu ozeanweiten Flutwellen führen können. Die Magnitude solcher Tsunamis ist jedoch umstritten, da sie von vielen Faktoren abhängt, insbesondere von den submarinen Transport- und Ablagerungsprozessen. Für eine vollständige Analyse des Gefahrenpotentials, das von Flankenkollapsen ausgeht, ist es daher wichtig, diese Faktoren im Detail zu untersuchen. Mit einem Kollapsvolumen von etwa 5 Kubikkilometern ist der Zusammenbruch der Westflanke von Ritter Island in der Bismarcksee im Jahr 1888 der größte historisch belegte Flankenkollaps. Dorthin führt diese Expedition. Das Arbeitsgebiet bietet ideale Bedingungen zur Rekonstruktion der submarinen Transport- und Ablagerungsprozesse, da (I) der Zusammenbruch in jüngster geologischer Vergangenheit stattgefunden hat und somit die Ablagerungen im marinen Bereich sehr deutlich erkennbar sind, (II) historische Aufzeichnungen vorhanden sind, die Auskunft über wichtige Parameter wie das kollabierte subareale Volumen geben und (III) die Höhen und Ankunftszeiten des ausgelösten Tsunamis auf mehreren Nachbarinseln gemessen und dokumentiert wurden. Daher ist es hier möglich, den Tsunami und die Rutschung numerisch zu simulieren, um so die unbekannten Parameter wie Beschleunigung und Geschwindigkeit des abrutschenden Materials zu berechnen, die dann in anderen Gefährdungsanalysen benutzt werden können.